Gasthof „Zum Weißen Schwan“ im Jahr 1850, Harburger Schloßstraße Blickrichtung nach Süden. Copyright: Archäologisches Museum Hamburg.
Gasthof „Zum Weißen Schwan“ im Jahr 1850, Harburger Schloßstraße Blickrichtung nach Süden. Copyright: Archäologisches Museum Hamburg.

Ausgrabung im Binnenhafen: Auf den Spuren des Gasthauses „Zum Weißen Schwan“

Harburg - Das Archäologische Museum führt aktuell im Bereich der Harburger Schloßstraße eine Ausgrabung auf einem historisch besonders bedeutsamen Areal durch. Im 18. Jahrhundert stand an der Ecke Kanalplatz/Harburger Schloßstraße einst das stattliche Gasthaus „Zum Weißen Schwan“, das zu den renommiertesten Hotels in Harburg zählte. Die Archäologinnen und Archäologen werden dem Boden an diesem geschichtsträchtigen Ort nun 10 Monate lang seine letzten Geheimnisse entlocken.

Die Harburger Schloßstraße stand in den letzten Jahren wiederholt im Mittelpunkt der Stadtplanung, denn hier vollzieht sich seit einiger Zeit ein tiefgreifender Strukturwandel, nachdem die Straße über viele Jahrzehnte ein Schattendasein fristete. Tatsächlich aber lag hier im Mittelalter die Keimzelle Harburgs, hier pulsierte einst das Herz der Stadt. Umfangreiche Ausgrabungen des Archäologischen Museums Hamburg haben schon in den vergangenen Jahren an dieser Stelle ein spannendes Geschichtsbuch geöffnet, das zuvor jahrhundertelang geschlossen war. Nun erhalten die Archäologen noch einmal für zehn Monate die Gelegenheit, auf einem 480 Quadratmeter großen Areal zu neuen Erkenntnissen über die Ursprünge Harburgs zu kommen.

Das Grundstück an der Ecke Kanalplatz/Harburger Schloßstraße in unmittelbarer Nähe zum alten Rathaus, dem Hafen und der Festung liegt im ältesten Bereich der ehemals selbstständigen Stadt Harburg. Bekannt ist es für den Gasthof „Zum Weißen Schwan“, der an dieser Stelle von 1725 bis 1899 stand. Einige Harburger haben das jüngste, wohl kurz nach der Franzosenzeit um 1814 errichtete Gebäude des Gasthofs, das bei Bombenangriffen 1943 beschädigt und 1965 abgebrochen wurde, sicherlich noch vor Augen. Der Gasthof hatte eine wechselhafte Geschichte und ist insbesondere für zwei bedeutsame Ereignisse bekannt: 1819 war dort die Leiche des Herzogs von Braunschweig aufgebahrt, und 1846 logierte König Ernst August von Hannover in diesem Haus.

Der Gasthof bot einst aber noch eine weitere Besonderheit: Nach der Entdeckung einer Schwefelquelle im Jahr 1821 richtete man dort eine Badeanstalt ein, die mindestens bis 1851 existierte. Mit dem Bau der Elbbrücken (1872) verlor das Hotel- und Gaststättengewerbe in der Harburger Schloßstraße – und mit ihm auch der Weiße Schwan - allerdings an Bedeutung.

Aus der Zeit des Gasthauses „Zum Weißen Schwan“ liegen nur wenige archivalische Quellen vor, so dass die aktuelle Ausgrabung für die Archäologen von besonderem Interesse ist. Ziel ist es darüber hinaus, Siedlungsreste zu erfassen, um die mittelalterliche und neuzeitliche Besiedlungsgeschichte des Areals zu klären. Wie bereits bei den früheren Grabungen in der Harburger Schloßstraße ist mit einem hohen Fundaufkommen in Form von Keramik, Pilgerzeichen, Waffen, Rüstungen und Schmuck zu rechnen.

Interessierte können sich über das aktuelle Grabungsgeschehen auf den Social-Media-Kanälen des Archäologischen Museums Hamburg informieren. Hier werden regelmäßig aktuelle Informationen über die Fortschritte auf der Grabungsstelle geteilt.
Weitere Informationen auch unter: amh.de