Der Wirtschaftsverein zieht Bilanz

Der Wirtschaftsverein zieht Bilanz

Promotion - Wenige Wochen vor den Wahlen zur Bezirksversammlung ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Was konnte die Bezirkspolitik für den Wirtschaftsstandort im Hamburger Süden erreichen? SPD und Grüne müssen sich daran messen lassen, was aus ihrem Koalitionsvertrag vom September 2019 umgesetzt wurde, aber auch daran, welche Wünsche noch nicht erfüllt sind.

Mittel für die Vision 2020/2050 bewilligt
Sehr positiv ist die bewilligte Teilfinanzierung der Vision 2020/2050 des Wirtschaftsvereins. Das ist auch für die aktuell 6. Projektperiode geschehen, so dass der Weg zur Klimaneutralität von der regionalen Expertise begleitet und mit Ideen gefördert werden kann.

Entwicklung der geplanten Innovation City Harburg steht aus
Ergebnisse bei der Entwicklung der geplanten Innovation City Harburg stehen dagegen noch aus. Die Koalition hatte versprochen, die Innovationsachse entlang der Bahnlinie zwischen Binnenhafen und Bostelbek „aktiv zu unterstützen“. Ein Antrag an Hamburg Invest, einen Sachstandsbericht zu erstellen, wurde durch Corona vorerst komplett gestoppt. Heiko Stolzenburg, Fachamtsleiter Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Harburg hat inzwischen mitgeteilt, dass die Entwicklung der benötigten Flächen im Bereich Am Radeland eingestellt worden sind. Die Hindernisse: eine 380 KV-Hochspannungsleitung, eine Öl-Pipeline der Holborn-Raffinerie sowie Flächen, die immer noch für eine Hafennutzung vorgehalten werden.

Dabei hatten die Koalitionspartner versprochen, „sich gegenüber Senat und Bürgerschaft dafür einzusetzen, dass jene Flächen, die unter Verwaltung der Hamburg Port Authority (HPA) stehen, wieder in die Verantwortung des Bezirks übergehen, um sie einer anderen gewerblichen Nutzung zugänglich zu machen“.

Nicht nur der Wirtschaftsverein, sondern auch die TU Hamburg wünscht für die kommende Legislatur einen weiteren kräftigen Impuls für die Innovation City Harburg. Dazu könnten auch die „gläsernen Labore“ beitragen, die für weitere transparente Begegnungen von Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft ermöglichen. Im Koalitionsvertrag sind die Labore noch in der Fußgängerzone Lüneburger Straße verortet. Die aktuellen Entwicklungen in der Harburger Innenstadt haben jedoch neue Möglichkeiten und Räume ins Gespräch gebracht. Eine Präsenz der TU in der ehemaligen Karstadt-Immobilien kann die Stärkung Harburgs als Forschungs- und Innovationsstandort fördern und den weiteren Ausbau der Hochschule wieder mehr in den Fokus rücken.

Angesichts immer knapper werdender Flächen für Gewerbe und Industrie sollte die Zukunft der 17 Hektar großen Fläche Neuland 23 kommuniziert werden.

S-Bahn trotz S5 weiter unzuverlässig
Trotz aller Ankündigungen ist Hamburgs meist genutzte S-Bahnstrecke zwischen Hauptbahnhof und Harburg längst nicht zuverlässig. Die neue S5 bringt zwar eine engere Zugfolge, ob die teils veraltete Leit- und Signal-Technik und die unzureichende Stromversorgung aber nachhaltig einen Betrieb sicherstellen können, bleibt abzuwarten.

Jetzt wurde zudem bekannt, dass es wegen der Vorbereitungen des Bau der A26-Ost zum Teil wochenlange Sperrungen der Strecke geben soll. Das ist nicht nur kontraproduktiv für die Verkehrswende, es schwächt auch den Wirtschaftsstandort Harburg. Denn wie sollen Unternehmen dringend benötigte Fachkräfte in den Hamburger Süden locken, wenn ihnen aber keine zuverlässige ÖPNV-Anbindung garantiert werden kann?

Wirtschaftssenatorin hält am Bau der A26 fest
Umso mehr begrüßt der Wirtschaftsverein, dass Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard auch in ihren jüngsten Äußerungen fest am Bau der Autobahn festhält. „Die in Hamburg und der Metropolregion ansässigen Unternehmen, ihr Frachtaufkommen und der Umschlag im Hamburger Hafen tragen mit dazu bei, dass Hamburg ein Drehkreuz wichtiger Handelswege ist“, sagt die Senatorin. Als leistungsfähiger Universalhafen mit einem besonders guten Netzwerk von Hinterlandverkehren über den europäischen Kontinent nehme Hamburg eine bedeutende Rolle ein – die Verkehrsströme aus unterschiedlichen Regionen Europas und darüber hinaus kämen hier zusammen. Um den neuen Fehmarnbelt-Tunnel effektiv zu nutzen, sei eine möglichst ununterbrochene Fernstraßenverbindung erforderlich. In Hamburg sei das Autobahnnetz in dieser Hinsicht bislang aber noch unterbrochen Leonhard: „Der Verkehr muss viel zu häufig für den Wechsel von Autobahnen noch auf Bundes- oder innerstädtische Straßen ausweichen und belastet so die Stadt.“