Ingo Mönke und Heinrich Wilke vor dem Areal, auf dem das Projekt realisiert wird. Foto: zv
Ingo Mönke und Heinrich Wilke vor dem Areal, auf dem das Projekt realisiert wird. Foto: zv

Hotelneubau: Ankermieter hauchen AQUA 2 DOCK im Binnenhafen Leben ein

Harburg Herzblut ist offenbar eine Sache, die Projekte erfolgreich macht. So kann man erklären, dass sich gerade im Harburger Binnenhafen angesichts der Krise in der Baubranche ein kleines Wunder vollzieht. Die Familie Mönke realisiert an der Blohmstraße ihr Projekt AQUA 2 DOCK. Anfang 2026, so das Versprechen, wird es fertig sein.

Mit den Mönkes sind es wieder Harburger, die in Harburg viel bewegen. Investor Arne Weber hatte dem gesamten Areal Leben eingehaucht. Später klinkten sich viele in den Erfolg ein. „Glücksritter“ der Immobilienbranche berauschten Harburgs Politik und Verwaltung mit sagenhaften Projekten. Turmartige Gebäude mit fantastischen Turbinen auf dem Dach, die Energie liefern sollten. Das Projekt blieb „heiße Luft“, genauso wie das Neuländer Quarree. Beide großen "Filtstücke" blieben bislang Brachen.

Jetzt ist es die Familie Mönke, die im Palettenhandel ein Big Player ist, die macht, was viele andere nur ankündigten. Bauen. Die Sache steht auf soliden Füßen. Mit der Vossloh Rail Services GmbH hat man den sogenannten Ankermieter. Die Spezialisten für Service rund um das Schienennetz haben sich zu einem globalen Player entwickelt, der bislang aus der Zentrale an der Hannoverschen Straße gesteuert wird. Sie ziehen ein.

Wie der Topf zum Deckel wirkt da der zweite große Mieter im AQUA 2 DOCK ist NOVUM Hospitality, ein 1988 gegründetes, familiengeführtes Hotelunternehmen aus Hamburg mit dem exzentrisch erfolgreichen David Etmenan an der Spitze, der, wie auch Vollsloh-Geschäftsführer Marcel Taubert, zusammen mit den Mönkes über den weiteren Verlauf informierten.

Etmenan wird in Harburg ein Hotel der Marke the nui, die 2017 an den Start ging, eröffnen. the nui sind Hotels, die man getrost als „hip“ bezeichnen kann - mit der Besonderheit, dass sie zwar immer mit dem selben Konzept, nicht aber im gleichen Outfit daher kommen, also lokalen Besonderheiten des jeweiligen Standortes eingehen. In Harburg, so viel sei verraten, wird es maritim. 166 Zimmer soll das Hotel bekommen.

Zurück zum Deckel und dem Topf. Vossloh hat nicht nur jede Menge Mitarbeiter, die immer mal in die Zentrale nach Harburg kommen und damit untergebracht werden müssen. Vossloh will auch Schulungen in Harburg durchführen, was ebenfalls Hotelbuchungen nach sich zieht.

Lokal bleibt es nicht nur bei den Mietern. Die Mönkes werden, so die Ankündigung von Vorstandschef Ingo Mönke, auch bei bei dem Bau auf heimische Zulieferer setzen. Mit Heinrich Wilke und Jochen Winand von IMENTAS Immobilienpartner hat man sich den Ideengeber des Hotels als Projektentwickler mit ins Boot geholt. Jörg Overbeck, ein Heimfelder, ist bei den Mönkes der Mann für die Projektsteuerung.

Lokal bleibt es auch beim eigentlichen Bau. Großsteinpflaster aus dem Binnenhafen wurde vor der Vernichtung gerettet, um es wieder zu nutzen. Backsteine für das Mauerwerk kommen vom Klinkerwerk Rusch aus Drochtersen, wo seit 181 Ziegel noch aus einem per Hand befeuerten Ringofen kommen. Das wäre zwar nichts für kühle Rechner, weil das extra kostet, passt aber zum Herzblut.

Und so ist man auch eher geneigt den Worten von Ingo Mönke Glauben zu schenken, der sagte: „Wir sind aber nicht Bauherren mit Investorencharakter die mit Wirtschaftlichkeitsfaktoren rechnen und auf Wiederverkaufspreise abzielen, sondern möchten Gebäude schaffen, in die Menschen gerne kommen, in denen sich Personen gerne aufhalten und wohlfühlen und ein Gebäude-Ensemble schaffen, das auch Aufenthaltsqualität in Pausen oder in der Freizeit bietet.“ Kleine I-Tüpfelchen sind die „Deutschland Kurve“, ein Stück Schiene, das einmalig ist, aus dem Harburger Binnenhafen, oder eine historische Lore, die beide in den Bau aufpeppen sollen. Da hat man sich vermutlich auch von Channel-Initiator Weber inspirieren lassen, der schon mit Kränen oder Booten seine Projekte schmückte.

Zu den Kosten: 50 Millionen Euro sind als Investitionsvolumen  sind für die 7.000 Quadratmeter Büro und Gastrofläche sowie 6.000 Quadratmeter Hotel beim AQUA 2 DOCK eingeplant. Das dürfte in der heutigen Zeit nur bei einer soliden Eigenkapitalqoute zu finanzieren sein. harburg-aktuell erfuhr: Die Mieter müssen nach Nachverhandlungen etwas tiefer in die Tasche greifen, als ursprünglich gedacht. Dafür sie die beiden Gebäude mit allem möglichen Energieschnickschnack ausgestattet, der sich nicht als trendiges Greenwashing, sondern als echter Vorteil erweisen. Die Nebenkosten fallen für die Mieter deutlich niedriger als bei normalen Gebäuden aus.

Mitte 2024 soll dann noch der Bau von Dock 18 am Dampfschiffsweg starten. Wie auch beim AQUA 2 DOCK besaßen die Mönkes bereits das Grundstück. Dort geht es um eine 6.000 Quadratmeter große Halle mit Büros für Montage, Forschung und Entwicklung. Under der Ankermieter für 1.000 Quadratmeter ist: die Vossloh Rail Services Deutschland GmbH. Dort werden noch einmal 10 Millionen Euro in den, ebenfalls von den Schenk Fleischhaker Architekten entworfenen Bau investiert.

Wermutstropfen: Die eigentlich angedachte maritime Nutzung wird es nicht geben können. Die Behörde will eine öffentliche Straße zwischen Gebäude und Kaimauer, die einen direkten Anschluss an die Wasserfläche verhindert. Der Sinn, so bedauert Mönke, der gern eine Lösung gefunden hätte, sei ihm nicht klar. Die Behörde habe auf entsprechende Anfragen er nach Monaten und dann nicht im Sinn der Fragestellung geantwortet. zv