Das Hauptgebäude der Technischen Universität in Harburg. Foto: Andre Zand-Vakili
Das Hauptgebäude der Technischen Universität in Harburg. Foto: Andre Zand-Vakili

Strategien für eine effektive Jobsuche für Absolventen

RatgeberStudenten, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben, werden die anstehenden Sommerferien zum Großteil vermutlich mit dem Bewerben zubringen. Um bei der Suche nach dem Traumjob erfolgreich zu sein, gibt es sowohl praktische Tipps als auch Regeln.

Praktische Erfahrung - für Absolventen eine echte Herausforderungen

Hochschul- und Universitätsabsolventen, die sich auf der Suche nach dem perfekten ersten Job mit dem Bewerbungsprozess befassen, werden ein leidiges Thema nur zu gut kennen, nämlich die fehlende berufliche Erfahrung. Die meisten Arbeitgeber verlangen nämlich nicht nur eine entsprechende Ausbildung bzw. Qualifizierung, sondern möchten im Idealfall auch praktische Kenntnisse sehen und bevorzugen Kandidaten, die bereits über erste Arbeitserfahrungen verfügen. Da stellt sich natürlich die Frage, wie man als Berufseinsteiger am besten mit dieser Situation umgeht und welche Strategie man anwenden kann, um auch ohne praktische Vorkenntnisse zum Zug zu kommen.

So viel sei gleich schon einmal verraten: Eine professionelle Bewerbung, die sowohl inhaltlich als auch formal alle Kriterien erfüllt, ist schon einmal ein guter erster Schritt in die richtige Richtung. 

Neben einem aussagekräftigen Motivationsschreiben, mit dem man als Bewerber Interesse an einer bestimmten Stelle signalisiert, ist vor allem ein gut geschriebener Lebenslauf wichtig. Denn gerade wenn jemand zwar fundiertes theoretisches Wissen, aber noch wenig bis keine berufliche Erfahrung mitbringt - was bei Studierenden ja häufig der Fall ist - ist es unerlässlich, anderweitig zu punkten. 

Es gilt also, potenzielle Arbeitgeber mit den vorhandenen Fähigkeiten und Qualifikationen zu überzeugen. Hat man es dann erst einmal zum Vorstellungsgespräch geschafft, kann man allfällige „Defizite“ diskutieren und Bedenken des Arbeitgebers aus der Welt schaffen - daher sollte man, rein strategisch gesehen, unbedingt gut vorbereitet in ein solches Gespräch gehen und nichts dem Zufall überlassen.

Eigenschaften und Fähigkeiten im Lebenslauf hervorheben

Absolventen, die gerade erst in das Berufsleben einsteigen, bringen häufig zwar hervorragende Qualifikationen auf dem Papier, dafür aber wenig bis keine berufliche Erfahrung mit. Sie sollten bei der Erstellung ihres Werdegangs deshalb darauf achten, dass sie potenzielle Arbeitgeber mit anderweitigen praktischen Erfahrungen und Kompetenzen überzeugen. Das gelingt am besten, indem sie diese strategisch so platzieren, dass sie damit trotz fehlender Praxis punkten können und ins Augen stechen. 

Dazu gehören bei Berufseinsteigern beispielsweise Fähigkeiten, die sie bei einem verpflichtenden Praktikum erlangt haben oder auch praktische Erfahrungen, die sie während des Studiums sammeln konnten - beispielsweise als studentische Aushilfskraft oder als Werkstudent. Alle diese Erfahrungen sollten im Lebenslauf dort angegeben werden, wo Bewerber, die bereits länger im Berufsleben stehen, ihre bisherigen  beruflichen Tätigkeiten auflisten. 

Kandidaten, die kaum relevante Angaben machen können, sollten bisherige Erfahrungen zudem nicht nur auflisten, sondern versuchen, ihre jeweiligen Aufgaben so detailliert wie möglich zu beschreiben, ohne dabei zu übertreiben. Im Internet finden sich zahlreiche praktische Muster und Vorlagen für den Lebenslauf, die bereits die richtige Struktur vorgeben und damit die Arbeit erleichtern. Diese Vorlagen können ganz einfach an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst und, sobald fertiggestellt, heruntergeladen werden.

Persönliche Kompetenzen und Soft Skills - und deren Bedeutung

Neben Qualifikation, Erfahrung und relevanten Kenntnissen sollte in einem Lebenslauf außerdem die Bedeutung sozialer Kompetenzen nicht unterschätzt werden. Diese häufig als „Soft Skills” bezeichneten Eigenschaften stehen im Gegensatz zu den „Hard Skills”, also zu den fachlichen Qualifikationen und runden das Bild eines Bewerbers ab. Zu den persönlichen Eigenschaften gehören beispielsweise  interkulturelle Kompetenz, lösungsorientiertes Denken und Handeln, Kreativität oder auch Kommunikations- und Begeisterungsfähigkeit. 

Im Idealfall sollten die genannten Kompetenzen einen Mehrwert für die ausgeschriebene Stelle darstellen und im Lebenslauf mit Beispielen belegt werden. Das könnte dann so aussehen, dass ein Bewerber bei der Leitung eines Sommercamps seine Führungsqualitäten unter Beweis stellen und ausbauen konnte oder sich auf einer ausgedehnten Reise bzw. während eines längeren Auslandsaufenthalts interkulturelle Kompetenzen angeeignet hat. Gerade interkulturelle Kompetenz ist in der heutigen Arbeitswelt zunehmend gefragt. Aber auch soziale Kompetenzen stehen hoch im Kurs. Dazu gehören unter anderem Kritikfähigkeit, Empathie und Einfühlungsvermögen. Dies sind Eigenschaften, die in zahlreichen Tätigkeiten und Rollen von Vorteil sein können und zum Beispiel im Zuge einer ehrenamtlichen Tätigkeit erlernt und gefestigt wurden. 

Selbst wenn gewisse Kompetenzen oder die gemachten Erfahrungen auf den ersten Blick scheinbar wenig mit der angestrebten Stelle zu tun haben, können sie im Lebenslauf den entscheidenden Unterschied machen. Gewisse Kompetenzen - gerade im sozialen und kulturellen, aber auch im technischen Bereich - werden immer wichtiger und sind bei den meisten Arbeitgebern gern gesehen.  Anders sieht es mit „Allerweltsangaben“ aus: Pünktlichkeit, Flexibilität und Verlässlichkeit sind keine  besonderen Eigenschaften und werden von den meisten Arbeitgebern vorausgesetzt. Falls sie explizit in einem Lebenslauf genannt werden, führt das höchstens zu Stirnrunzeln oder zu unangenehmen Nachfragen während des Vorstellungsgesprächs.

Bezug zum Studium herstellen

Noch ein Tipp zum Schluss: Während mittlerweile der umgekehrt chronologische Lebenslauf im deutschen Sprachraum immer beliebter wird, macht es bei einem Lebenslauf für Hochschul- und Uni-Absolventen durchaus Sinn, diesen in chronologischer Reihenfolge aufzubauen. Praktische Erfahrungen sind noch nicht ausreichend vorhanden und so können Berufseinsteiger vor allem mit ihren Kenntnissen aus dem Studium punkten. 

Dabei darf unter keinen Umständen ein Verweis auf das Studienfach und die Abschlussarbeit fehlen. Immerhin liegt hier die Expertise des Bewerbers und deshalb sollte die Themenstellung der jeweiligen Arbeit entsprechend im Lebenslauf genannt und gegebenenfalls auch im Motivationsschreiben erwähnt werden. Wichtig ist dabei aber stets die Relevanz. Will heißen: Absolventen einer technischen Hochschule, die sich auf eine Stelle im Sozialbereich bewerben und weder die erforderliche berufliche Erfahrung noch ein passendes Studium bzw. geeignete Qualifikationen mitbringen, werden eher schlechte Karten haben. Sie sollten sich daher gut überlegen, ob und weshalb sie sich gerade auf diese Stelle bewerben. dl