Jürgen Heimath von der SPD hielt eine der Reden am Synagogen-Mahnmal. Foto: Christian Bittcher
Jürgen Heimath von der SPD hielt eine der Reden am Synagogen-Mahnmal. Foto: Christian Bittcher

Gedenken an die Pogromnacht: So viele Teilnehmer wie nie gingen auf die Straße

Harburg – Das war ein klares Zeichen der Solidarität mit Israel und gegen Hass und Antisemitismus: Mehr als 120 Personen haben am Freitagabend beim Gedenken an die Pogromnacht in Harburg teilgenommen. Da waren sich Polizei und Veranstalter einig: So viele Teilnehmer hat diese Gedenkveranstaltung in Harburg noch nie gehabt. Im Vorjahr nahmen knapp 70 Personen teil. Auch in Harburg hatte es – wie berichtet - kürzlich Israel- und Juden feindlichen Ausschreitungen gegeben.

Am 10. November 1938 setzten Nationalsozialisten die Leichenhalle auf dem Jüdischen Friedhof am Schwarzenberg in Brand, verwüsteten die Harburger Synagoge in der Eißendorfer Straße und schlugen die Schaufenster zahlreicher jüdischer Geschäfte in der Harburger Altstadt ein.

Die Veranstalter der Gedenkstunde erinnern an die Pogromnacht und ihre Folgen und rufen zugleich zu erhöhter Wachsamkeit in Zeiten wachsender Fremdenfeindlichkeit auf.

Die Gedenkfeier am Jüdischen Friedhof musste auf die Wiese neben dem Friedhof verlegt werden, da nach Sonnenuntergang bereits der siebte Wochentag – Schabbat – im Judentum angebrochen und somit das Tor zum Friedhof verschlossen war.

Der Andrang war groß: Bereits hier waren mehr als 100 Besucher dabei. Die Reden hielten Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen und Hanno Billerbeck, in Vertretung für die erkrankte Pröpstin Carolyn Decke.

„Dieser besondere Ort wirft, wie kein anderer Ort in Harburg, einen Schatten der Mahnung auf das, was sich vor 85 Jahren zugetragen hat, als gezielte Gewaltaktionen gegen jüdische Bevölkerung in Deutschland begonnen haben“, sagte Sophie Fredenhagen.

Und Hanno Billerbeck sagte: "Wir zeigen, dass wir da sind. Schweigend, mahnend und mit der klaren Aussage: Hass, Zerstörung, Habgier: Das wollen wir nicht. Dass Menschen in Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit miteinander leben können, das wollen wir. Es ist notwendig, das öffentlich zu zeigen, denn nur so haben wir eine Zukunft."

In einem Schweigemarsch ging es anschließend den Schwarzenberg hinunter zum Standort der ehemaligen Synagoge an der Eißenorfer Straße, Ecke Knoopstraße, wo sich bereits zuvor mehr als ein Dutzend Menschen getroffen hatten, um Plakate aufzustellen und Kerzen anzuzünden. Mit dabei waren auch wieder die Omas gegen Rechts.

In ihren Reden am Synagogen-Mahnmal erteilten die Redner Jürgen Heimath (SPD), Klaus Barnick (Gedenken in Harburg) und Wolfgang Brandt (DGB) auch eine klare Absage an jede Form von Antisemitismus.

Unter dem Motto Erinnern für die Zukunft finden die Harburger Gedenktage noch bis Mittwoch, 29. November statt. cb