Kommentar: Echt jetzt? - Freizeit as usual für Beamte in der Corona-Krise

Kommentar: Echt jetzt? - Freizeit as usual für Beamte in der Corona-Krise

Kommentar - Wäre ich Beamter, ich würde mich nach der Erklärung des Bezirksamtes zur Beurlaubung von Gesundheitsamtschef Dr. Robert E. Wegner

einfach nur schämen. Denn in Kurzform steht nichts anderes drin, als: "Wir machen Freizeit as usual." Es ist so, als wenn die Titanic schon ein Loch hätte und der Kapitän erstmal von der Brücke geht, weil er lange vor Reisenantritt mal mit der Reedereiführung über Urlaub gesprochen habe.

Während pensionierte Krankenschwestern und Ärzte aus dem Ruhestand zurückgerufen werden, während gesetzliche Bestimmungen aufgehoben werden, die beispielsweise die Lenkzeiten von Lkw-Fahrern oder die Pflegepersonaluntergrenze in Intensivstationen regeln, beruft sich die Führung des Bezirksamtes auf ihre Fürsorgepflicht.

Allerdings geht es dabei nicht um die Fürsorge für die Menschen im Bezirk, die in so einer Situation vielfach um ihre Gesundheit und oft auch um ihre Existenz bangen. Es geht um den momentan für viele wichtigsten Beamten im Harburger Verwaltungsapparat. Jemand, der, auch wenn die Pandemie hier in Harburg bislang weitgehend die Menschen verschont, jeden Tag Entscheidungen treffen und Dinge organisieren muss oder in Konferenzen eingebunden ist, die fachliche Kompetenz auf hohem Niveau erfordern.

Man kann die Antwort der Verwaltung auch ganz anders wahrnehmen. Vor Monaten hat ein Beamter Urlaubspläne gehabt. Von den Auswirkungen von Corona hat damals keiner etwas geahnt. Die kramt man jetzt wieder raus, gepaart mit einer Verordnung über Urlaubs- und Freizeitregelung für Beamte, die dem ganzen so etwas wie einen zwingend legitimen Anstrich gibt, um einen unbequemen Mann los zu werden, der einem auf den Schlips getreten ist.

Vielleicht war es der Umstand, dass jemand an seinen Vorgesetzten vorbei unkonventionell in der Krise etwas organisiert oder entschieden hat. Oder der schnell Ergebnisse von Tests an Polizisten und Feuerwehrleute weitergegeben hat, damit nicht Schichten in Quarantäne müssen.

Man spricht, wenn man sich mit so einem Fall beschäftigt, mit vielen Menschen. Vor allem sucht man Menschen, die Dr. Robert E. Wegner kennen. Ein Begriff ist zu der Behauptung, dass der Mann in so einer Situation freiwillig seinen Posten räumt, mehrfach gefallen. "Absurd".

Gespant sein darf man sein, ob die Harburger Politik sich mit der Antwort des Bezirksamtes zufrieden gibt, wie ein abstimmungsfähiger Einfaltspinsel - oder nicht. Diese Geschichte, das ist mein Gefühl, ist noch lange nicht zu Ende.

André Zand-Vakili

Anmerkungen hier: info@harburg-aktuell.de