Riesen-Flüchtlingsunterkunft: Innenstaatsrat verkennt Realitäten

150918Halle1Fischbek – Die Polizeiwache Neugraben wird im Zusammenhang mit der Riesen Flüchtlingsunterkunft in der Straße am Aschenland nicht aufgestockt. Das hat

Innenstaatsrat Bernd Krösser gegenüber Anwohnern klar gemacht. Es gebe keinen Änderungsbedarf. Die Sicherheitslage in solchen Unterkünften, behauptet der Staatsrat der Innenbehörde, sei „weitgehend unauffällig“.

„Wer so etwas sagt verkennt schlichtweg die Realitäten“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Fakt ist, dass es in diversen Hamburger Unterkünften immer wieder Probleme gibt. Dabei ist gerade in den großen Unterkünften wie an der Schnackenburgsallee oder auf dem Schwarzenberg in solchen Situationen die Anforderung an die Polizei immens."

Tatsächlich gibt es in Hamburg regelmäßig Auseinandersetzungen in Unterkünften. Allein am vergangenen Freitag gab es zwei Einsätze. Vier Stunden war an dem Tag die Polizei mit einem Großaufgebot in der Zentralen Erstaufnahme am Bargkoppelstieg im Einsatz. Viele der rund 1300 dort untergebrachten Flüchtlinge waren aggressiv gegen Mitarbeiter von fördern & wohnen und Sicherheitspersonal geworden, nachdem die Leitung der Einrichtung entschieden hatte, dass die Flüchtlinge nach Ethnien und nach Familien und alleinstehende Männer getrennt werden sollen.

Dabei gab es nicht nur Bedrohungen, sondern auch handfeste Angriffe gegen Mitarbeiter. Erst die Polizei, die dabei auch die beiden Züge Landesreserve der Bereitschaftspolizei einsetzen musste, bekam die Lage unter Kontrolle.

In der Zentralen Erstaufnahme in der ehemaligen Post in Harburg griffen am selben Tag zwei Syrer ohne ersichtlichen Grund bei der Essensausgabe einen 18-Jährigen und eine gleichaltrige Frau an. Die Frau wurde mit Fäusten geschlagen und Fußtritten traktiert. Die 20 und 17 Jahre alten Schläger wurden nach Personalienfeststellung vor Ort und von der nahen Polizeiwache wieder entlassen. Beide Vorfälle blieben geheim.

Gerade die Wache Neugraben muss laut Lenders personell auf die neue Situation ausgerichtet werden. Das Reviergebiet umfasst Neugraben-Fischbek, Hausbruch, Francop, Moorburg, Finkenwerder, Neuenfelde, Cranz und Teile von Waltershof. Anfahrtswege von anderen Wachen sind lang.

Unterstützung aus dem niedersächsischen Umland ist im Notfall nur im minimalen Umfang zu erwarten. Tatsächlich fahren Peterwagen aus Neugraben sogar öfters Einsätze im Raum Neu Wulmstorf. „Was bislang an Personal dort zur Verfügung steht“, so Lenders, „wird der anstehenden Aufgabe nicht gerecht werden können.“ zv