Zwangsräumung: Linke Szene rangelt mit der Polizei in Rönneburg

130711Rangel5Rönneburg – Gerangel in der beschaulichen Wohnstraße Hüllbeen. Am Donnerstagmorgen marschierten rund 40 Demonstranten aus der linken Szene auf.

Ihr Ansinnen: Die Zwangsräumung einer Wohnung zu stoppen, die für 10 Uhr angesetzt war. Mit dabei auch Szene-Prominenz in Form von Andreas Blechschmidt, der als Anmelder zahlreicher großer Demonstrationen bekannt ist und immer wieder als Sprecher der Roten Flora oder von Autonomen bezeichnet wird.


Im beschaulichen Rönneburg ging es an diesem Morgen um die Wohnung von Hans-Werner, einer von zahlreichen Obdachlosen, 130711Rangel2die seit 2003 im Rahmen des Projektes „befristetes Mietwohnen“ vom städtischen Träger „fördern und wohnen“  (f&w) dort einquartiert wurden. 130711Rangel4

Das Projekt sah nicht nur eine einfache Unterbringung vor, sondern auch eine umfassende Betreuung, die das Ziel hat die Bewohner von eigenen Einrichtungen für den normalen Wohnungsmarkt fit zu machen. Das die Wohnungen an der Straße Hüllbeen nur eine Übergangslösung sind, muss den Bewohner bewusst gewesen sein.

„Während einer Zeit von zwei Jahren hat der Mieter Gelegenheit, in Zusammenarbeit mit der f&w Mietersozialberatung seine künftigen Chancen als Mieter auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt zu erproben und sich um neuen Wohnraum zu bemühen. Darüber sind die Mieter im Vorhinein umfassend informiert“, heißt es in 130711Rangel3einer Stellungnahme von Fördern und Wohnen. Und weiter: „f & w hat sich im Einvernehmen mit der SAGA und in Abstimmung mit der Sozialbehörde entschlossen, das Projekt schrittweise zu beenden, da es für die Mieter grundsätzlich mit einem Umzug verbunden ist.

Die im Rahmen der Beendigung des Projektes freiwerdenden Wohnungen gibt f & w an die SAGA zurück. Im Rahmen dieser Beendigung sind in 2012/2013 insgesamt 39 Haushalte in eine eigene Wohnung bei der SAGA, bei anderen Wohnungsunternehmen oder in Wohnungen von f & w gezogen.

Hans-Werner musste von „Fördern und Wohnen“ rausgeklagt werden, weil er nicht 130711Rangel1raus wollte. Das ging nur unter Polizeischutz und mit Gerangel. Nicht wenige der rund 40 Demonstranten versuchten sowohl den Mann vom Schlossnotdienst wie auch die Gerichtsvollzieherin zu behindern. Zwei junge Männer wurden festgenommen, weil sie eines der Einsatzfahrzeuge mit ACAB beschmiert, was gängig als Abkürzung für „All Cops Are Bastards“ steht.

Die Zwangsräumung wurde nicht verhindert. Der betroffene Mieter unterschrieb in letzter Minute einen neuen Mietvertrag. Er wird an die Oldenburger Straße nahe dem Niendorfer Gehege ziehen.

Blechschmidt ging davon aus, dass der Mann obdachlos geworden wäre, wie nach seiner Aussage etwa die Hälfte der von den jährlich 1000 Zwangsräumungen in Hamburg  betroffenen Menschen. Das und auch die Behauptung, dass die SAGA auf höhere Mieteinnahmen spekuliere, hat die linke Szene mobilisiert.

Dass Hans-Werner, dessen Name immer wieder von den Demonstranten skandiert wurde, ohne den Protest auf der Straße gelandet wäre, bestreitet f&w. „Für Herrn M. hat sich trotz aller Bemühungen aufgrund seines Unterstützungsbedarfs kein Wohnungsangebot bei anderen Vermietern ergeben. Seitens f & w wurden ihm mehrere Wohnungen aus dem eigenen Bestand unbefristet zur Anmietung angeboten - aktuell eine Wohnung in Eidelstedt – in denen eine entsprechende Mietersozialberatung sichergestellt ist. Bis Donnerstag hatte er keines dieser Angebote angenommen. dl