Führte eklatantes Behördenversagen zum Tod des Kindes ?

120124ChantalWilhelmsburg - Ist eklatantes, bislang nie dagewesenes Behördenversagen Schuld am Tod der elf Jahre alten Chantal? Diese Frage werden sich Verantwortliche stellen müssen. Jetzt kam raus: beide Pflegeeltern

sind süchtig und bekommen Ersatzdrogen, die in Harburg verabreicht wurden. Außerdem sind bei einer erneuten Durchsuchung der Wohnung der Pflegeeltern an der Fährstraße Ersatzdrogen gefunden worden. Zeitgleich mit der Durchsuchung waren beide Pflegeeltern im Polizeipräsidium vernommen worden. Dort hatte man ihnen auch Haar-, Urin- und Blutproben abgenommen. Dadurch kann Drogenkonsum unter verschiedensten Aspekten belegt und selbst über lange Zeit nachgewiesen werden.

Durchsucht wurde auch die Arbeitsstelle von Pflegevater Wolfgang A. (51). Der Mann hatte vor Jahren eine Haftstrafe absitzen müssen, er war mehrfach wegen Drogenhandels aufgefallen. Durchsucht wurde auch die Wohnung von Denise L. (27), leibliche Tochter von Chantals Pflegemutter Sylvia L. (47). Denise L. hatte in Spanien in Haft gesessen, nachdem sie am Flughafen Madrid beim Schmuggel von Kokain erwischt wurde.

Geklärt werde muss auch, ob die Pflegeeltern gezielt Spuren verwischt haben und selbst ihre zweite Pflegetochter Ashly (8) für die Verschleierung der Todesumstände einsetzten. Die hatte durch Angaben die Polizei in eine nach jetzigem Sachstand völlig falsche Richtung gelenkt. Chantal soll auf einem Spielplatz aus einem Fläschchen getrunken und es dann weggeworfen haben. Die Flasche wurde trotz intensiver Suche nicht gefunden. Auch der leibliche Vater von Chantal soll durch ihre Aussage belastet worden sein. In der Wohnung der Pflegeeltern, in der neben den zwei Pflegekindern zwei leibliche Töchter und drei Hunde leben, war bei der ersten Durchsuchung nichts gefunden worden.

Peinlich für Bezirksamtsleiter Markus Schreiber: Er hatte zunächst in einem Interview auf NDR 90,3 davon gefaselt, das man auf das Kindwohl achte und es nicht gefährdet gewesen wäre. Dem Kind sei es bei der Familie gut gegangen. Schreiber hatte sich schon 2009 kritiklos vor seine Mitarbeiter gestellt, als ganz in der Nähe der Wohnung, in der Chantal lebte, Lara Mia im Alter von neun Monaten starb. Das Kind war völlig abgemagert, was Jugendamtsmitarbeiter bei Besuchen nicht bemerkt hatten. Bei der Obduktion wurde festgestellt, dass das kleine Mädchen verzweifelt Tapeten abgekratzt und gegessen hatte.

Auch das Bezirksamt Harburg wird sich Fragen stellen lassen müssen. 2005 hatte man dort das Drogenpärchen zu Pflegeeltern gemacht. Sie konnten so maximal 828 Euro pro Pflegekind kassieren. zv