Dreifaltigkeitskriche: Keine Mehrheit für Dringlichkeitsantrag
Die Dreifaltigkeitskirche. Foto: André Zand-Vakili

Dreifaltigkeitskriche: Keine Mehrheit für Dringlichkeitsantrag

Harburg – Da ist sie wieder, die GroKo, die alles ohne Rücksicht auf Verluste plattmacht. Wenige Wochen vor den Wahlen zur

Bezirksversammlung sind im Harburger Rathaus kurzzeitig wieder jene bleierne Zeiten eingekehrt, in der die GroKo glaubte, einen Antrag der Opposition einfach ohne inhaltliche Auseinandersetzung abzulehnen. SPD und CDU machten gleichzeitig deutlich, dass ihnen frische Ansätze in der Stadtteilkultur ziemlich egal sind. Jedenfalls versäumten sie eine gute Gelegenheit, dem Projekt „3falt – Kunst, Kultur, Kreativität“ wenigstens moralisch den Rücken zu stärken. Statt sich inhaltlich mit dem Projekt auseinanderzusetzen bezweifelten SPD und CDU schlichtweg die Dringlichkeit eines Antrags der Linken. Die hatte den Vorschlag gemacht, dem Projekt die Dreifaltigkeitskirche und ihr Gemeindehaus bis zu einer endgültigen Entscheidung über die Zukunft des Gebäudeensembles zur Verfügung zu stellen.

Damit ist das Projekt vorerst gescheitert. Alles muss raus, selbst die hamburgweit einzigartige Kunstleihe muss sich neue Räume suchen. Aber darüber wollten SPD und CDU lieber nicht reden. Mit ihrem Zweifel an der Dringlichkeit verhinderten sie Debatte und Abstimmung über den eigentlichen Antrag. Dabei hätte eine schnelle Entscheidung dem Projekt durchaus helfen können.


Seit Frühjahr 2018 hatten der Verein Stadtkultur Hafen und die Initiative SuedKultur versucht, der Dreifaltigkeitskirche neues Leben einzuhauchen und damit auch Möglichkeiten für eine kulturelle Nutzung auszuloten. Ermutigt waren kreative Köpfe wie Mathias Lintl und Heiko Langanke unter anderem durch eine Passage im Konzept für das „Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung Harburger Innenstadt/Eißendorf-Ost“ (RISE). Dort heißt es: „Die Dreifaltigkeitskirche wurde bis 2013 als Klangkirche für Konzerte genutzt. Heute stehen die Räumlichkeiten der Kriche trotz der guten innerstädtischen Lage größtenteils leer. Die Erstellung eines Nachnutzungskonzepts für die Kirche könnte eine Maßnahme während des Gebietsentwicklungsprozesses werden, um die mindergenutzten Flächen zu revitalisieren.“

Lintl, Langanke und Mitstreiter legten los, innerhalb weniger Wochen strahlte der Stern des Projekts „3falt“ über Harburg und wurde sogar nördlich der Elbe gesehen: Das Projekt ist für den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2019 nominiert. Vor allem die  „Kulturpolitiker“ der SPD ließ das alles ziemlich kalt, bis auf eine schlappe Anfrage regte sich bei ihnen nicht viel. 
Unterdessen entwickelten die Macher ein inhaltliches Konzept, das auch die Geschichte der einstigen Hauptkirche Harburgs an der Elbe, die außergewöhnliche Nachkriegsarchitektur des Ehepaars Spengelin und vor allem die attraktive Lage des Gebäudeensembles thematisierte.  Dies alles wurde ehrenamtlich erledigt. Bei einem Treffen mit Vertretern der RISE-Gruppe, des Bezirksamts und der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg wurde allerdings festgestellt, dass ein tragfähiges Konzept mit allen rechtlichen und finanziellen Aspekten nicht kostenfrei zu haben wäre.
im November 2018 machten dann Langanke, Lintl und Architekt Carsten Lünzmann der Gemeinde ein Angebot für die Entwicklung eines Konzepts.

Am 22. Februar 2019 reagierte die Gemeinde mit einer Absage. Begründung: „Der Eigentümer hat über den weiteren Umgang mit dem Objekt noch nicht entschieden. Insofern ist auch noch nicht klar, ob der Eigentümer eine Projektentwicklung wünscht.“

Der Enttäuschung folgte nur eine Woche später ein verbaler Tiefschlag. Der SPD-Abgeordnete Holger Böhm sagte nämlich in der Bezirksversammlung: „Die Kulturschaffenden müssen endlich aus dem Quark kommen und ein Konzept vorlegen.“

Vor wenigen Tagen hat nun die Eigentümergemeinde St. Trinitatis beschlossen, ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren für die Nutzung des Gebäudeensembles durchzuführen. Das kann ein Jahr dauern. Die Gemeinde hat auch beschlossen, das „3falt“ ihre Räume vorerst nicht mehr nutzen darf.
Die Linke wollten mit ihrem Antrag zumindest erreichen, dass sich das Bezirksamt noch einmal für eine weitere Zwischennutzung einsetzt. SPD und CDU – und auch die AfD – wollten darüber nicht einmal reden. 
Nach Auskunft der Kulturbehörde soll „noch im März“ über die Gewinner des Hamburger Stadtteilkulturpreises entschieden werden. ag