Die Konditorei Janeke an der Eißendorfer Straße. Foto: zv
Die Konditorei Janeke an der Eißendorfer Straße. Foto: zv

Nach 124 Jahren: Die Konditorei Janeke in Eißendorf schließt Ende Juni

Eißendorf - "Sündhaft lecker", heißt es bei der seit 124 Jahren bestehenden Bäckerei und Konditorei Janeke. Damit ist bald Schluss. Ende Juni geht in der Backstube der Ofen aus. Vielleicht wird er dort nie wieder angeworfen. Iris Janeke und ihr Mann Anton Rutterschmidt hören auf. Ein Nachfolger, der das traditionsreiche, seit 1899 bestehende Unternehmen weiterführt, konnte bisher nicht gefunden werden.

Es ist nicht so, dass sich beide nicht um eine Nachfolge bemüht hätten. "Wir haben es über die Handwerksammer versucht", sagt Iris Janeke. So wollte man junge Bäcker- oder Konditormeister finden, die den Betrieb übernehmen, in dem um die 200 verschiedenen von Hand hergestellten Produkte angeboten werden. Pustekuchen.

"Wir hatten zwar Interessenten, von denen wir uns vorstellen konnten, dass sie den Betrieb weiter führen", sagt Rutterschmidt. So wie eine 30-Jährige Meisterin. Doch dann fehlte, wie Bereitschaft zum unternehmerischen Risiko, das zwangsläufig mit einer Selbstständigkeit verbunden ist. "Niemand will heute ein Risiko tragen", sagt Iris Janeke. Dabei hätte der Nachfolger eine voll ausgestattete, gut laufende, Bäckerei mit treuer Kundschaft übernommen. Viel niedriger kann das Risiko beim Einstieg in die Selbstständigkeit eigentlich nicht sein.

Iris Janeke kann die  Vorsicht teilweise verstehen. Die Coronamaßnahmen haben viele verunsichert. Niemand weiß, wie sich die Energiepreise, die sich für den energieintensiven Betrieb in dem letzten Jahren vervielfacht haben, weiter entwickeln. Das gleiche gilt für die Rohstoffe, die für die Herstellung der Brötchen, Brote, Kuchen und Torten nötig sind.

Dazu kämen die ewigen Probleme mit Personal. Lust auf einen Job, bei dem man sehr früh aufstehen muss, haben wenige. Eine sichere Planung wurde immer schwerer. Kurzfristige Krankmeldungen für den Sonntag kamen dazu. "Ich hatte sie morgens per Nachricht auf dem Handy", sagt Iris Janeke. Dann musste sie einspringen.

Irgendwann ist Schluss. Anton Rutterschmidt, der Bäckermeister, ist 67 Jahre alt. Es ist, finden beide, Zeit aufzuhören. Die aktuellen Rahmenbedingungen machten die Entscheidung leichter.

Mit Ende des Juni beginnen die Betriebsferien. Gleich danach wird die Konditorei, die beide 1996 von den Eltern von Iris Janeke übernommen hatten, geschlossen und abgewickelt.

Vielleicht, so hoffen beide, findet sich doch noch jemand, der die Konditorbetrieb als das weiterführt, was er jetzt ist. Einer der letzten echten Handwerksbetriebe in einer Branche, die sich immer mehr durch Industrialisierung und das Aufbacken von Fertigprodukten auszeichnet. zv