20.000 Euro teurer Innenstadtdialog bringt Harburg keinen Schritt weiter

131126DialogHarburg – Sie polieren hier ein bisschen und sie polieren da ein bisschen. Aber die Perle Harburg will nicht so richtig glänzen. Kein Business Improvement District,

kein Citymanagement, keine absolute Mehrheit, kein Bezirksamtsleiter hat das bisher geschafft. Überall nur kleine Schritte.

Der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden hat die Vision „Harburg 2020/2050“ vorgelegt, in mehreren Arbeitsgruppen weiterentwickelt und sogar schon kleine Glanzpunkte gesetzt – von der Politik nicht immer mit Wohlwollen betrachtet.

Muammer Kazanci (SPD), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses fand das alles „zu wirtschaftslastig“, ohne sich einmal selbst an den Arbeitsgruppen zu beteiligen. Vielleicht wollte sich die Politik auch nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen.

So rief Kazanci vor einem Jahr den „Innenstadtdialog“ aus. Seine Begründung: „Ich möchte den Gesprächsfaden wieder aufnehmen.“ Die Bezirksversammlung folgte ihm mehrheitlich, und es konnten 20.000 Euro für einen Moderator ausgelobt werden.

Seit Montagabend wird nun also wieder gesprochen. 120 Visionäre – meist bekannt aus Politik, Verwaltung, Kunst und Kommerz, aber auch eine Handvoll „interessierter Harburgerinnen und Harburger“ – hatten sich im Rieckhof versammelt, füllten zunächst im Stil von Pädagogik-Studierenden der 70er-Jahre bunte Kärtchen mit Ideen aus und lauschten dann den Ausführungen des Podiums.

Moderator Julian Petrin, Erfinder von nexthamburg (Selbstdarstellung: „Zugleich öffentlicher Think Tank und Partizipationsplattform“), entlockte den Experten nicht viel Neues, der Masterplan ist mehrfach öffentlich diskutiert worden. Dafür wissen jetzt alle, wo sich Kazanci („Neugrabener und Fischbeker Heide“) und Baudezernent Jörg Penner („Terrasse vor der Helms_Lounge“) wohl fühlen.

Obwohl vier Themengruppen angekündigt waren, beschränkte sich der eigentliche Dialog auf den Bereich „Kultur, Shoppen & Co.“ Und hier wiederum auf den Bereich Shoppen. Also Einzelhandel. Und auch hier Altbekanntes: Wer ist schuld am Niedergang der Lüneburger Straße? Das „böse“ Phoenix-Center oder die Immobilien-Eigentümer der Fußgängerzone? Oder die Backshops und die Ein-Euro-Läden? Diese Diskussion ist schon tausend Mal geführt worden.

Von „harburgneudenken“ – so heißt die Info-Homepage – war dieser Abend noch meilenweit entfernt. Daran konnten auch einzelne Perlen nichts ändern wie Künstler Toro, der den Gloriatunnel mit Kunstcafé und Galerie schon wesentlich einladender gemacht hat, oder Mathias Lintl von der Soulkitchen Halle, der mit einem Pop-up-Laden (kurzfristig aufmachen, improvisieren, agieren, verkaufen und  wieder dicht machen) für Schallplatten frischen Wind bringen will.

Die bunten Kärtchen sind eingesammelt, jederzeit können noch Mails hinterhergeschickt werden, dann wird gesichtet, geordnet, gewichtet und in 2014 wird noch einmal neu gedacht. ag

Hier geht es zur Homepage und zum Mitmachen :

www.harburgneudenken.de