Harburger Behörde übt sich weiter in "Schiffe vertreiben"

140401SchiffHarburg – Wieder nichts! Da fragt die Crew des international hoch geschätzten und mit dem Titel „Spielstätte des Jahres“ ausgezeichneten Kulturschiffes „MS Stubnitz“, ob

es probeweise mal für sechs Wochen im Harburger Binnenhafen neben dem Kulturkran festmachen darf. Und was sagt das Bezirksamt? Geht nicht! In der Begründung heißt es unter anderem: „Im angesprochenen Bereich liegt eine sogenannte Übertiefe vor, die durch das Ausspülen der Gewässersohle zustande gekommen ist. Insgesamt ist das Schiff zu tief, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Schiff auf Grund laufen könnte.“

Die „MS Stubnitz“ war 1962 in Stralsund vom Stapel gelaufen und wurde in der DDR-Fischereiflotte eingesetzt. Nach der Wende baute dann ein internationales Künstlerkollektiv um den Schweizer Urs Blaser das 80 Meter lange Schiff in einen Kulturdampfer um. Irgendwann – nach einer komplizierten Klärung von Seerechtsfragen – ging die „MS Stubnitz“ auf große Fahrt in zwölf Länder und 20 Hafenstädte.

Seit dem Spätsommer liegt der Dampfer im Baakenhafen in der HafenCity und ist die Location für ein buntes Kulturprogramm – unter anderem mit Konzerten von „Professeur Markass1“ und „Idiot Saint Crazy“ oder einer Ausstellung des Hamburger Künstlers Nicolas A. Baginsky. Inzwischen gibt es neuen Ärger mit dem Seerecht. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) will die Kulturnutzung im Hafengebiet nicht länger dulden.

Blaser: „Wir haben deshalb in Harburg angefragt. Ein Liegeplatz neben dem Kulturkran wäre doch ideal.“ Der Plan: Die „MS Stubnitz“ sollte am Lotsekai für sechs Wochen festmachen. Für Harburg ein absolutes Kultur-Highlight!

Doch das spielt für das Bezirksamt offenbar keine Rolle. Da hat man gerade in jahrelanger Kleinarbeit ein Liegeplatzkonzept für den Binnenhafen ausgetüftelt, von der Politik absegnen lassen und nun müssen sich auch alle daran halten. Die „MS Seute Deern“ – immer wieder ein Hinkucker und Garant für Hafenambiente – ist schon mit Hinweis auf das Konzept vertrieben worden, jetzt also die „MS Stubnitz“.

Das Bezirksamt versucht es trotzdem auch mit einer fachlichen Begründung, versteckt sich dann aber lieber hinter den Fachleuten von der Hafenverwaltung: „Das für die nautischen Belange zuständige Oberhafenamt der HPA lehnt daher aus nautischer Sicht aufgrund des Tiefgangs der MS Stubnitz eine dauerhafte Nutzung des Lotsekanal ab.“  Nun wird’s ärgerlich, denn harburg-aktuell hat bei HPA nachgefragt und diese Antwort bekommen: „Wir sind da gar nicht zuständig und bei uns hat das Bezirksamt auch nicht gefragt.“ Wie kommt dann so eine Auskunft des Bezirksamts zustande?

Fachlich scheint die Auskunft ohnehin nicht zu halten sein. „Wir können unser Schiff so trimmen, dass der Tiefgang kein Problem sein wird“, sagt Urs Blaser. „Das Bezirksamt muss uns nur mal ein paar Angaben machen.

Die Initiative SuedKultur ist schwer enttäuscht. Offenbar seien keine Alternativen erarbeitet oder auch nur angedacht worden. Dies sei insbesondere enttäuschend, da Harburgs Politik und Verwaltung stets betonen, dass Harburg notorisch an Geldmangel leide. Wenn dem so ist, sei zumindest zu erwarten, dass kostenfreie Kulturangebote, die Harburgs Kulturleben bereichern können, mit größtem Engagement integriert werden. Es entstehe aber leider und nicht zum ersten Mal der Eindruck, dass nach 08/15-Schema abgehandelt werde.

„Von Kulturschaffenden im Süderelbe-Bereich erwartet man ein Engagement weit über

jede finanzielle oder inhaltliche Unterstützung hinaus“, sagt SuedKultur-Sprecher Heiko Langanke. Im Eigenanspruch aber bleibe es meist beim „geht nicht“. Dass so die Standort-Attraktivität im Süderelbe-Raum nicht zu erhöhen ist, verstehe sich von selbst. ag