Gedenken an einen der beschämensten Tage Harburger Geschichte

131109Gedenken2Harburg –  Es war ein stilles Gedenken im kleinen Kreis. 75 Jahre nach der Reichspogromnacht, in der im Deutschen Reich Nazihorden plünderten, brandschatzten und

mehr als 400 Menschen ermordeten und die Diskriminierung der Juden in systematische Verfolgung umschlug, trafen sich am jüdischen Friedhof auf dem Schwarzenberg rund 50 – meist ältere – Männer und Frauen, um an die Opfer von damals zu erinnern und sie niemals zu vergessen.

Am 10. November 1938, abends gegen 19 Uhr, wurde in der Leichenhalle des Friedhofs ein Feuer gelegt. Schnell versammelten sich Schaulustige und behinderten die Feuerwehr bei den Löscharbeiten. Die Halle brannte bis auf die Grundmauernnieder. Die Nazi-Propaganda behauptete, hier habe sich der „Volkszorn“ gegen die Juden Luft gemacht. In Wirklichkeit war das organisierter Terror.

Den Verbrechern reichte die Zerstörung der jüdischen Leichenhalle nicht, deshalb zogen sie runter zur Knoopstraße Ecke Eißendorfer Straße. Hier plünderten sie die jüdische Synagoge. Auch hier traf sich 75 Jahre später der kleine Kreis – darunter Pröpstin Carolyn Decke, der Vorsitzende der Bezirksversammlung Manfred Schulz und Bezirksamtsleiter Thomas Völsch.

Claus Kollatsch von der Initiative „Gedenken in Harburg“  forderte alle auf, nicht nur wachsam zu sein, denn für ein „Wehret den Anfängen“ sei es schon zu spät. „Es gibt den Rechtsextremismus in Deutschland“, sagte Kollatsch. Es gebe aber auch  viele Menschen, die sich dem aktiv entgegenstellen – zum Beispiel in Berlin-Hennersdorf. Als die Rechten dort Stimmung gegen ein Asylbewerberheim machten, setzten viele ein Zeichen dagegen. Heute trauten sich die Rechten nicht mehr in die Nähe des Heims.  Kollatsch: „Was wird wohl passieren, wenn das alte Postamt am Bahnhof als Zentrale Erstaufnahmestation für Flüchtlinge genutzt wird?“

Manfred Schulz erinnerte daran, dass bei der Bundestagswahl im September rund 2500 Harburgerinnen und Harburg die NPD gewählt hätten. „Das muss man sich einmal vorstellen: Wenn sie sich vor unserem Rathaus versammeln würden, wäre der ganze Platz voll“, sagte Schulz. „Es  ist gruselig.“ ag