Archäologen im Glück: Helms-Museum kommt wieder frei

110922SchweinHarburg – Gehofft hatte Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss schon seit vier Jahren auf diesen Tag. Geahnt hatte er etwas seit Mittwochabend. Da kamen die ersten Andeutungen aus der Politik. Jetzt ist es klar: Das Helms-Museum wird in die Freiheit entlassen.

Es bekommt seine Eigenständigkeit zurück, darauf haben sich SPD und Kulturbehörde geeinigt.

2007 war es zur „Zwangsehe“ mit dem Hamburgmuseum, dem Altonaer Museum und dem Museum der Arbeit gekommen. Eingefädelt hatte es die damalige Kultursenatorin Karin von Welck (CDU). Das Helms-Museum hatte darunter gelitten. In dem engen, vor allem von Behördenmitarbeitern dominierten Korsett, hatte Harburg nicht mehr seine Qualitäten ausspielen können.

Das ist vor allem der Museumschef Weiss, der sich seit seinem Antritt in Harburg als unkonventioneller, kreativer Museumsdirektor entpuppte, der Sonderausstellungen wie „Caesar kommt in die Stadt“ oder „100.000 Jahre Sex“ umsetzte. Wenig sexy war es nach dem Zwangseintritt in die Stiftung Historische Museen. Die Flexibilität war futsch. Es gab Neid, auch weil das Helms-Museum als einziges der vier Häuser mit dem vorgegebenen Etat klar kam und kommt. Selbst die funktionierende Archäologie wollte man in der bestehenden Form zerschlagen. Wie lange Weiss selbst das Theater mitgemacht hätte, ist sein Geheimnis. Das seine Geduld endlich ist, konnte man erahnen. „Ich bin nicht von Berlin nach Harburg gekommen, um hier im Museum Abteilungsleiter zu sein",  so Weiss. Das hat weniger mit dem Titel, als mit praktischen Gründen zu tun. Als Direktor eines eigenständigen Museums hat man viel besseren Zugang zu Förderern und Sponsoren, die Weiss zu mobilisieren weiß.

Der freut sich mächtig. „Jetzt kann mich wieder voll und ganz mit unserem Haus beschäftigen“, sagt Weiss. „Wir haben wieder Perspektive.“ Er hatte nie viel von dem Helms-Museum als Teil der Stiftung gehalten. „Wir waren als archäologisches Museum von vornherein ein Fremdkörper in der Stiftung. Es ist auch keines der anderen Museen so regional verankert wie wir“, so Weiss. Nicht umsonst hätten die Politiker fraktionsübergreifend gefordert, dass das Museum wieder eigenständig wird.

Mit seiner Einstellung ist Weiss nicht allein. Den ganzen Tag über klingelte in seinem Büro das Telefon. Dazu gingen zahlreiche Glückwünsche per Email ein. Und auch seine Mitarbeiter sind positiv überrascht. Sehr sogar. Auf die gute Nachricht war Weiss nicht durch eine offizielle Mitteilung gekommen, sondern durch den Freudenschrei einer Mitarbeiterin. zv