Klo für Trinkerszene kostet 200.000 Euro und zwei Parkplätze
Das neu an der Harburger Rathausstraße aufgestellte Klo. Foto: André Zand-Vakili

Klo für Trinkerszene kostet 200.000 Euro und zwei Parkplätze

Harburg - Der Harburger Rathausplatz hat sein öffentliches Klo. Es wurde an der Rathausstraße abgestellt. Zwei Parkplätze fallen dafür weg. Das rund 200.000 Euro teure

Klo, das von der Hamburger Stadtreinigung betrieben wird, ist eine Reaktion der Harburger Politik auf ein Problem mit der Trinker-Szene. Wildpinkler hatten den Rathausplatz und Umgebung zum größten Freiluft-Klo im Süden Hamburgs gemacht. Bislang hatte man beispielsweise versucht durch die Kappung von Hecken dieses Phänomen zu bekämpfen - vergeblich. Die FDP hatte sogar einen Speziallack der "zurück pinkelt" ins Gespräch gebracht, um die Dauerberieselung der Rathausmauern zu unterbinden.

Jetzt soll ein High-Tech-Klo den Erfolg bringen. Der Klo-Klotz ist nicht formschön, steckt aber voller Raffinessen. Es soll selbstreinigend sein. Außen gibt es Ladestationen für E-Bikes und Druckluft-Pumpen. WLAN soll noch kommen, damit auch auf dem stillen Örtchen der Informationsfluss nicht abreißt. Die Benutzung kostet 50 Cent. Die eigentliche Zielgruppe kommt, zumindest beim "kleinen Geschäft" günstig davon. Die Benutzung des Pissoir ist umsonst. Kommende Woche wird das neue öffentliche WC  freigegeben. Ob es angenommen wird, wird sich zeigen. Ebenso wird sich zeigen, ob Befürchtungen eintreten, nach denen das Klo als Sichtschutz für Drogenkonsum benutzt werden könnte.

Weitere Maßnahmen gegen die Auswüchse der Trinkerszene sind nicht in Sicht. Nachdem nach mehrjähriger Diskussion Bezirksamtsleiter Thomas Völsch festgestellt hatte, dass ein Alkoholverbot auf dem Rathausplatz zulässig wäre, hat man das nicht umgesetzt, sondern ein "neues Fass aufgemacht". Jetzt geht es um Videoüberwachung, die mit der gleichen, zähen Diskussion beginnt, wie das Alkoholverbot. "Darf man das?" Ein entsprechender Antrag von CDU und SPD ist in die Bezirksversammlung eingebracht. Darin wird festgestellt, dass viele Harburger "zunehmend über Verwahrlosung, Vandalismus und Störung der öffentlichen Ordnung" beklagen. Deshalb soll die Verwaltung prüfen, unter welchen Voraussetzungen eine Videoüberwachung des Harburger Rathausplatzes und des Umfeldes möglich ist. "Es ist und bewusst, dass es praktische Bedenken gibt", hatte CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer schon bei der Vorstellung des Antrags gesagt. Videoüberwachung wäre teuer und technisch aufwendig. Der Antrag bringt aber der Harburger Politik Zeit, um sich weiter vor unbequemen Entscheidungen zu drücken. zv

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