Politiker ganz tricky: Wahlplakate stehen früher als erlaubt

140411PlakatHarburg – Der Wahlkampf in Harburg kommt langsam auf Touren. Schon jetzt sind die wichtigsten Kreuzungen und belebtesten Plätze mit Plakaten zugepflastert,

auch wenn dies eigentlich erst in der offiziellen „Vorwahlzeit“ – nämlich einen Monat vor der Wahl am 25. Mai  – zulässig ist. Es sei denn, auf den maximal 1,50 mal 1 Meter großen Plakaten (die sogenannten „Großplakatschilder“ dürfen ausnahmsweise sogar 2,6 mal 1,6 Meter groß sein) wird für eine Veranstaltung geworben, die maximal einen Kilometer entfernt vom Plakat stattfindet. So steht es jedenfalls in der „Verfahrensanweisung über die Werbung für politische Zwecke auf öffentlichen Wegen“ des Senatsamts für Bezirksangelegenheiten.

Vor allem die SPD setzt mit ihren Plakaten auf die Doppelkopf-Strategie: Zu sehen ist immer ein (vermeintlich) prominenter Genosse „im Gespräch“ mit einem örtlichen Kandidaten, der erst prominent werden möchte. Die „Gespräche“ auf den Plakaten sind schnell als Produkte von Photoshop-Montagen am Computer zu erkennen, in Wirklichkeit dürften sich der Prominente und der weniger Prominente in Wirklichkeit selten so nahe kommen.

Es gibt auch rühmliche Ausnahmen: Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Frank Wiesner und Bilata Suleiman, Kandidatin im Wahlkreis Harburg/Neuland/Gut Moor, gehören zum Freundeskreis von Torsten Fuß, selbst ernannter „Strippenzieher“ in der Harburger SPD mit wechselndem Einfluss, und dürften sich deshalb öfter begegnen. Seinen Promi-Status verdankt Wiesner im Übrigen vor allem seinem Afrika-Urlaub vor drei Jahren, als er ein Flugzeug verpasste und tagelang in Togo festsaß – während seine Genossin hier in Hamburg Olaf Scholz mit extrem knapper Mehrheit zum Bürgermeister wählten.

Ganz anderen Promi-Status genießt dagegen Rainer Bliefernicht, local hero der Harburger Südstaaten – als Jahrtausend-Schützenkönig von Marmstorf und Organisator des französisch angehauchten Historien-Spektakels im Appelbütteler Tal. In seinem Glanze sonnt sich der auffallend schick frisierte Martin Hoschützky, CDU-Kandidat im Wahlkreis Wilstorf. Bliefernicht und Hoschützky werben mit dem Slogan „Harburg, aber sicher“ für einen Rundgang durch Harburg in der kommenden Woche. Start ist um 20 Uhr, in dieser Jahreszeit also eher eine Nachtwanderung. Bisher sind Bliefernicht und seine Leute aber die einzigen Christdemokraten, die auf Plakate setzen. Kreischef Ralf-Dieter Fischer beschränkt sich zurzeit eher darauf, die regierende SPD mit allerlei Kleinen Anfragen zu piesacken.

Der Renner unter den Plakaten ist bisher wohl das Konterfei der jungen FDP-Bezirksabgordneten Viktoria Pawlowski. Sie verrät darauf auch: sie ist verliebt - in Harburg. Alle reden darüber: „Schönes Foto!“ Mal sehen, was beim Kandidaten-Casting am Ende zählt. ag