VerCzecht: Frank Richter bleibt Kreisvorsitzender der SPD

140330FrankRichterHarburg –  Die Harburger SPD hat die internen Kampfhandlungen vorerst beendet und ihren Kreisvorsitzenden Frank Richter (Foto) mit 82 Prozent der abgegebenen Stimmen

für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. Matthias Czech, der vor Wochen einen Gegenkandidatur angekündigt hatte, diese aber in letzter Minute zurückgezogen hatte, wurde mit 71,4 Prozent zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden gewählt – wie auch die Harburger Juso-Vorsitzende Ronja Schmager (76,7 Prozent).

Bisher hatte es mit Arend Wiese nur einen Stellvertreter gegeben, der verzichtete allerdings auf eine erneute Kandidatur. Wiese ganz entspannt: „Für den innerparteilichen Frieden habe ich mich gerne zum Bauernopfer machen lassen.“

In den Wochen vor der Kreisdelegiertenversammlung (KDV) war öffentlich kräftig spekuliert worden, die entscheidenden Gespräche fanden hinter den Kulissen stand. Czech, der unter anderem von den Bezirksabgeordneten Torsten Fuß und Muammer Kazanci, aber auch von Ex-Bezirksamtsleiter Michael Ulrich unterstützt worden war, hatte wohl erkennen müssen, dass die Zahl „seiner“ Kreisdelegierten nicht ganz zum Sturz von Frank Richter ausreichen würde.

Deshalb war er wohl auch kompromissbereit, als Richter ihm die Hand reichte. Gemeinsam verabredeten sie eine neue Struktur für den neuen Kreisvorstand und auch eine Liste mit 13 Beisitzern. Einigkeit erzielten Richter und Czech erst einen Tag vor der entscheidenden Abstimmung.

„Gehandelt“ worden war vorher auch ein anderes Szenario. Richters Gegner hätten seine Wiederwahl auch mit vielen Enthaltungen verhindern können, so hätte er jedenfalls zumindest im ersten Wahlgang nicht die erforderliche Mehrheit erreicht. Als Kompromisskandidat sollte dann der 67 Jahre alte ehemalige Kreisvorsitzende Harald Muras vorgeschlagen werden. Der reagierte in der KDV mit ihm eigenen drastischen Formulierungen: „Ihr habt doch nicht alle Tassen im Schrank. Beide Seiten haben in den letzten Monaten ziemlich viel Mist gebaut, und dann habt ihr mich nach 20 Jahren plötzlich wieder bedrängt. Aber es ist kein vernünftiger Ansatz, auf einen alten Mann zurückzugreifen.“

Richter, Czech und auch andere Delegierte gaben sich nach der Wahl des Kreisvorsitzenden und seiner beiden Stellvertreter versöhnlich und forderten die Genossen auf, die Gräben zwischen den Lagern zuzuschütten, zumindest aber zu überwinden. „Wir haben heute schon mal die Pfeiler für eine Brücke gesetzt“, sagte Richter. Ob der Brückenbau gelingt, wird sich spätestens im September erweisen, wenn die Kandidaten für Bürgerschaftswahl 2015 nominiert werden.

Dass bis dahin noch einiges aus dem Weg geräumt werden muss, zeigte schon der Auftritt von Muammer Kazanci. Er goss noch einmal Öl ins Feuer und warf „der anderen Seite“ Fehlverhalten in der Vergangenheit vor. Ex-Bezirksamtsleiter Michael Ulrich ging noch einen Schritt weiter. Für ihn sind (und waren schon immer) die Medien an allem Schuld. Er forderte dazu auf, „die Hexenjagd“ gegen seinen Freund Martin Semir Çelik zu beenden.

Der hatte als Geschäftsführer (inzwischen ist er es nicht mehr) des Platinum Event Centers in der Lauterbachstraße vermutlich behördliche Auflagen auf die leichte Schulter genommen, denn jetzt ist ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen ihn eingeleitet worden. Die Akteneinsicht, von SPD und CDU gleichermaßen beantragt, hat inzwischen weitere haarsträubende Details zum Vorschein gebracht. Das alles könnte man zur „Privatsache“ erklären, wenn Çelik nicht als Spitzenkandidat der SPD im Wahlkreis Harburg/Neuland/Gut Moor antreten würde.

Weitere Enthüllungen (und die wird sich CDU-Kreischef Ralf-Dieter Fischer sicher nicht nehmen lassen) könnten schlimmstenfalls auch als Sprengsatz am mühsam errungenen Waffenstillstand in der Harburger SPD wirken. Deshalb rief Fraktionschef Jürgen Heimath seine Partei noch einmal auf: „Wir wollen immer an der Spitze der Aufklärung sein. Die SPD muss alles hinterfragen, auch wenn es für uns unangenehm wird. No Filz!“

Erste Risse zeigten sich auch schon bei der Wahl der 13 Beisitzer. Alle wurden gewählt – bis auf Muammer Kazanci. Im ersten Wahlgang votierten nur 32 Delegierte (40,5 Prozent)  für ihn. War das ein Denkzettel für seinen eher rückwärtsgewandten Redebeitrag? Im zweiten Wahlgang schaffte es Kazanci dann.

Und das sind die Stimmergebnisse der anderen zwölf Beisitzer: Harald Muras (71), Sören Schinkel (62), Claudia Loss (58), Frank Wiesner (58), Barbara Weiß (56), Samy Musa (55), Sören Schumacher (55), Birgit Rajski (53), Barbara Lewy (50), Doris Müller (48), Arend Wiese (48) und Bärbel Barthels (38). ag