Neuländer Quarree: Politik erlaubt Änderungen am Bebauungsplan

131018FensterHarburg – Das 200-Millionen-Euro-Projekt „Neuländer Quarree“ hat nach langem Anlauf die erste Hürde genommen. Jetzt soll der Text des Bebauungsplans Harburg 62 wenig, aber

entscheidend geändert werden. Erst diese Änderung erlaubt auf dem Eckgrundstück Neuländer Straße/Hannoversche Straße den Bau von Wohnungen – für die Investoren eine wichtige Voraussetzung, um aus dem gesamten Projekt samt Hotel, Büros, Einkaufszeile und Technologiepark möglichst früh Rendite zu ziehen.

Leicht wird es trotzdem nicht, an einer der lautesten Ecken Harburgs Wohnungen zu bauen. An der Neuländer Straße wird man die zulässigen Lärmwerte wohl knapp einhalten können –wahrscheinlich auch dank der „HafenCity-Fenster“. Auch in Hamburgs neuem Stadtquartier gab es erhebliche Lärmprobleme, bis man Doppelfenster entwickelte, die durch die spezielle Anordnung der Kippfenster (siehe Illustration) nachts den Lärmpegel in den Schlafräumen selbst bei voller Lüftung auf 30 Dezibel begrenzt. Und auch dank der Vertreibung des Durchgangsverkehrs in die Seevestraße.

Schwieriger wird es an der Hannoverschen Straße. Dort lärmt die einzige Nord-Süd-Verbindung der Eisenbahn – Güterzüge, Nahverkehrszüge, ICEs aber, alles was in Hamburg auf Schienen über die Elbe muss. Noch gibt es dort einen „Bahn-Bonus“, vom tatsächlichen Lärm dürfen fünf Dezibel abgezogen werden. Das ist knapp zu schaffen. Ab 1. Januar 2015 entfällt der Bonus aber, auch das soll mit Gewürge zu schaffen sein, das heißt: keine Wohnungen in den oberen Stockwerken und ein  teurer Lärmschutzwall.

Für Rainer Bliefernicht (CDU) ist das alles zu viel: „Was sollen wir den Menschen sagen, die dort wohnen und dann unter dem Lärm leiden? Sollen wir ihnen sagen: Denkt an den Bahn-Bonus? Es ist gar nicht so laut wie ihr denkt?“ Zusammen mit der brenzligen Nachbarschaft zum Chemiebetrieb und der laut Bliefernicht ungesicherten Finanzierung sagte die CDU im Stadtplanungsausschuss nein. Die Grünen und die Linke sagten ebenfalls nein.

Schließlich aber sicherten FDP und SPD dem Projekt eine knappe Mehrheit. Die SPD offenbar mit Bauchschmerzen. „Wir haben durchaus Zweifel, aber wir stimmen im Interesse von Harburg zu“,  sagte Muammer Kazanci (SPD), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses. SPD-Oldie (sorry...!) Harald Muras bekräftigte sein Nein zum Projekt, auch wenn er sich damit gegen seine Fraktion stelle: „Ich kann das Denken nicht abschalten.“ Auswirkungen hat das allerdings nicht: Muras ist in dem Ausschuss nicht stimmberechtigt.

Thorsten Wiehe,  Gesellschafter und Geschäftsführer der P&S Grundstücks und Vermögensverwaltungs GmbH, nahm es gelassen. Jetzt eine knappe Mehrheit, aber was wird, wenn sich die Mehrheiten nach der Bezirkswahl im Mai 2014 ändern? Wiehe zu harburg-aktuell: „Bis dahin werden wir längst bauen!“ ag