Schüttel den Kopf: Rewe-Debatte wird zur Lachnummer

120413RubbertNeugraben - Die geplante Eröffnung eines Rewe-Lebensmittelmarkts im Gebäude des Autohauses Rubbert an der Cuxe steht mehr denn je auf wackligen Beinen. Schuld daran ist ein Bebaungsplanverfahren, das langsam

aber sicher zur Lachnummer wird. Eigentlich hat Rewe es eilig, spätestens im dritten Quartal dieses Jahres sollte der Umbau des Autohauses an der Ecke Bauernweide beginnen. Gut ein Jahr nach dem Aus für die Rewe-Filiale im maroden Süderelbe-Einkaufszentrum muss nun dringend was Neues her, sonst wandern die Kunden dauerhaft an andere Anbieter ab.

 

Doch vorher muss die Politik über einen neuen B-Plan entscheiden. Der ist notwendig, weil man vorher Einzelhandel an dieser Stelle strikt ausgeschlossen hatte – um eben jenes SEZ vor dem weiteren Ausbluten zu schützen. Um diesen Beschluss juristisch wasserdicht zu machen, hatte man sogar einen fünfstelligen Betrag für einen Gutachter spendiert. Der kam, oh Wunder, zu dem gewünschten Ergebnis.

Dann aber kam Rewe und wollte genau dort Einzelhandel betreiben, wo man ihn eigentlich nicht haben wollte. Oder doch? Plötzlich gab es ein neues Gutachten, und schon war Einzelhandel an dieser Stelle wieder erwünscht. Auf einmal war Rewe an der Cuxe keine Konkurrenz mehr für das SEZ, sondern eine „sinnvolle Ergänzung“. Nun musste die Politik nur noch einem „vorhabensbezogenen B-Plan“ zustimmen.

Damit tut sie sich zunehmend schwer. Denn es sind neue Ungereimtheiten aufgetaucht – zuletzt am Donnerstagabend in der Sitzung des Harburger Stadtplanungsausschusses. So hatte Ronald Preuß (GAL) festgestellt, dass das Bezirksamt den Politikern zwar die für eine Entscheidung so wichtigen Stellungnahmen von Handelskammer und Handwerkskammer zugeschickt hatte, in einer der Stellungnahmen fehlten aber fünf Seiten (auf denen andere Standorte für den Rewe-Markt vorgeschlagen wurden). „Ein Versehen“, beteuerte Stadtplanungschef Carl-Henning von Ladiges. Das klang glaubhaft, ärgerlich war es dennoch.

Denn der Stadtplaner hatte den Politikern schon vorher schlicht unterschlagen, dass im neuen B-Plan theoretisch sogar ein vierstöckiger Neubau möglich wäre – statt der aktuellen zwei Stockwerke. „Ich hielt das nicht für entscheidend“, entschuldigte sich von Ladiges. „Nun ja“, gab SPD-Urgestein Harald Muras zu bedenken, „für einen Investor ist das schon von ziemlicher Bedeutung für seinen wirtschaftlichen Ertrag.“

Richtig turbulent wurde es, als Preuß nach einem Votum des Stadtteilbeirats fragte. Das hatte es bisher nämlich nicht gegeben. „Das ist auch nicht nötig“, rief Heinz Beeken (SPD), ein entschiedener Befürworter des Rewe-Projekts und selbst Mitglied im Stadtteilbeirat. Nun ging Preuß in die Luft: „Und wieso wird immer wieder auf das negative Votum des Stadtteilbeirats hingewiesen, wenn es um einen Rewe-Markt neben dem Wochenmarkt geht?“ Tumulte!

Jetzt soll der Stadtplanungsausschuss in einer Sondersitzung am 23. April eine Empfehlung abgeben. Am nächsten Tag entscheidet dann die Bezirksversammlung über den Bebauungsplan. Bis dahin dürfte es vor allem in der SPD-Fraktion noch heiß hergehen! mz