Harburger TU Professorin will aus alten Handys Gold machen

KuchtaHarburg - Aus alten Handys Goid machen. Das ist der Plan von Kerstin Kuchta. Die neue Professorin an der TU Hamburg, forscht am Institut für Umwelt- und Energiewirtschaft nach Verfahren, mit denen Gold und andere Metalle

gewinnbringender recycelt werden können. Bislang lassen sich aus dem Elektro-Schrott, der täglich weltweit in Tonnen anfällt, höchstens ein Viertel der verborgenen Edelmetalle gewinnen.

 

„Viel zu wenig in ressourcenschonenden Zeiten“, meint Kuchta. „Beim derzeitigen Goldpreis müssen wir herausholen, was geht. Wir können es uns nicht leisten, Gold wegzuwerfen.“ Viel besser sei es, das recycelte Edelmetall wieder in den Produktionsprozess zu bringen. Ein Goldring aus recycelten Handys, warum nicht. Die promovierte Ingenieurin forscht seit Mai am neuen Lehrstuhl für Abfallressourcenwirtschaft der TUHH auf diesem Gebiet der Abfallverwertung.

Zwei Verfahren stehen zurzeit im Labor zur Verfügung. Die „kalte“ Aufbereitung. Dabei wird der Elektro-Schrott zunächst geschreddert, und anschließend werden die Metalle mit mechanischen Verfahren vom Kunststoff getrennt. Beim „heißen“ Verfahren wird der Kunststoff aus dem Schrott in mehreren Stufen bei Temperaturen bis zu 2000 Grad Celsius verbrannt. Zurück bleiben Metalle, die getrennt und je nach Güte weiter verwertet werden – könnten. Denn noch funktioniert all dies nur im Labor. Was fehlt, ist die großtechnische Umsetzung. Genau daran arbeitet Kuchta.

Frühestens in fünf Jahren, so hofft sie, wird es industrielle Verfahren geben, um zum Beispiel aus Handys das Gold und generell aus Elektro-Schrott andere wertvolle Metalle zu lösen. „Bis dahin werden wir sicher auch ein ganz anderes Problem gelöst haben“, sagt Kuchta. Handy-Besitzer trennen sich offensichtlich höchst ungern von ihren Geräten. „Deshalb fehlt auf dem Recycling-Markt noch die kritische Masse“, sagt Kuchta.

Fast so wertvoll wie Gold und vor allem genauso relevant für die Industrie ist Neodym: Das seltene Erdmetall ist wesentlicher Bestandteil von Dauermagneten. Die weltweite Nachfrage, vor allem für die Herstellung von elektrischen Produkten sowie von Technik im Bereich der erneuerbaren Energien wird nach Einschätzung Kuchtas das Angebot in wenigen Jahren übersteigen. Umso wichtiger sind Verfahren zum Recycling von Neodym. Auch diese befinden sich noch in der Entwicklung.

Kuchta studierte an der TU Berlin Technischen Umweltschutz, arbeitete danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Darmstadt im Fachbereich Bauingenieurwesen bevor sie bei der Ingenieurgemeinschaft Technischer Umweltschutz GmbH (ITU) in Berlin und in Dieburg sowie als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei der Mess- und Prüfstelle Technischer Umweltschutz GmbH in Berlin Praxiserfahrungen sammelte. 1999 gründete die gebürtige Hamburgerin gemeinsam mit ihrem Vater die kuchtagroup umwelt & management GmbH, die seitdem Dienstleistungen für das Abfallmanagement und Umweltmanagement anbietet. 2002 kehrte die Wissenschaftlerin in ihre Heimatstadt zurück, wo sie bis zur Rufannahme an die TUHH als Hochschullehrerin am Lehrstuhl  für Umweltmanagement der Hochschule für Angewandte Wissenschaften arbeitete.

Als Gründungsdekanin der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät war Kuchta von 2008 bis 2010 an der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty. In Istanbul hielt sie an der Bosporus-Universität 2006 und 2008 im Rahmen von Summer-Schools Vorträge über „Abwasser und erneuerbare Energien“. Ihre Kontakte zu beiden Universitäten will Kuchta jetzt wieder aufnehmen. „Die Abfallressourcenwirtschaft ist ein globales Thema“, sagt sie. Für das Recycling und die Produktion von Metallen gelten in Kasachstan und Türkei die gleichen Regeln wie in Europa. Auch China sei hier ein interessanter Markt. dl