Daimler-Werk: Die Erweiterung ist in ziemlich "trocknen Tüchern"
Das Werk in Heimfeld wird erweitert. Foto: André Zand-Vakili

Daimler-Werk: Die Erweiterung ist in ziemlich "trocknen Tüchern"

Heimfeld – Zwischen Moorburg und Bostelbek wird es langsam eng: Läuft alles nach Plan, wird die Daimler AG noch

vor dem Bau der A26-Ost auf eine der letzten Freiflächen in diesem Gebiet zurückgreifen und ihr Werk um ein Plant Consolidation Center (PCC) erweitern. Dabei handelt es sich um eine dem Automobilwerk vorgeschaltete Lager- und Logistikfläche mit Gleisanschluss, das eine bedarfs- und termingerechte Versorgung der Produktionsprozesse sichern soll.

Für die Erweiterung kommt nur eine Fläche in Frage: Sie ist rund 21 Hektar groß, liegt nordwestlich des heutigen Werksgeländes zwischen den Gleisen der Hafenbahn, dem Fürstenmoordamm und der A7. Die Daimler AG hatte diese Fläche schon früher bei anderen Erweiterungsplänen ins Auge gefasst. Schon damals wurde festgestellt, dass es sich um ökologisch höchst wertvolle Niedermoorböden handelt und dass dort einige gefährdete Tierarten leben. Außerdem gilt hier noch der alte Baustufenplan Heimfeld von 1958, der die Fläche als „Außengebiet“ festlegt, das möglichst von jeglicher Bebauung frei gehalten werden sollte.

Es muss also ein neuer, maßgeschneideter Bebauungsplan aufgestellt werden – und klar, dass dort hohe Hürden festgelegt werden, zumal der Bezirk mit seiner rot-grünen Koalition darüber entscheiden soll. Kein Wunder, dass eine Entscheidung mehrmals vertagt worden ist. Es gab immer wieder „Beratungsbedarf“. Jetzt hat der Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung die Einleitung des B-Planverfahrens Heimfeld 54 empfohlen, dieser Empfehlung ist die Bezirksversammlung inzwischen mit großer Mehrheit gefolgt.

Rund 55 Hektar für den ökologischen Ausgleich müssen jetzt gesucht werden – möglichst im Bezirk Harburg. Dabei sollen unter anderem Moorflächen aufgewertet werden, in dem sie stärker vernässt werden. „Moore sind überaus wichtige CO2-Speicher, deshalb müssen sie geschützt werden“, sagt Britta Herrmann, Fraktionschefin der Grünen. Geeignete Flächen könnten in den Naturschutzgebieten Moorgürtel (Süderelbmarsch) und Neuländer Moorwiesen oder südlich des Neuländer Baggersees gefunden werden.

Außerdem soll das PCC klimaneutral angelegt werden. So etwas ist nicht neu, auch das Logistikzentrum an der A1-Anschlussstelle Harburg soll klimaneutral werden. „Die Zeiten haben sich geändert“, sagt Frank Richter, SPD-Fraktionschef und Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. „Auch Industrie- und Gewerbeprojekte müssen sich den aktuellen Erfordernissen des Klimaschutzes stellen.“

Zusätzlich soll in einem städtebaulichen Vertrag vereinbart werden, dass eine Nutzung der Fläche für andere Logistik und anderes Gewerbe ausgeschlossen ist.
Macht die Daimler AG trotz der hohen Umweltauflagen mit? „Das Unternehmen ist hier eigentlich gar nicht der Ansprechpartner“, sagt  Richter. Das Grundstück sei von der städtischen Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (HIE) gekauft worden. Die wird das Grundstück an die PGH • Planungsgesellschaft Holzbau mbH, einer Projektentwicklungsgesellschaft für Immobilien, per Erbbaurecht verpachten. Schließlich wird die Daimler AG die Immobilie von der PGH mieten, das Unternehmen hat also mit dem Bebauungsplan und  dessen Auflagen nichts zu tun. Richter: „Das alles hat die Wirtschaftsbehörde koordiniert. Deshalb kann man davon ausgehen, dass die jetzt beschlossene Fassung des Bebauungsplans hinreichend ab gestimmt ist.“ ag