Gunther Bonz zum Hafen: Klare Worte beim Wirtschaftsverein
Gunther Bonz beim Wirtschaftsverein. Foto: André Zand-Vakili

Gunther Bonz zum Hafen: Klare Worte beim Wirtschaftsverein

Heimfeld - Mit klaren Worten hat Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, auf der Monatsveranstaltung des Wirtschaftsvereins

im Privathotel Lindtner den fehlenden Rückhalt der Hafenwirtschaft bei der Hamburger Politik beklagt. Auch fehle eine internationale Strategie zur Durchsetzung der Interessen des Hamburger Hafens. „Der Umgang zwischen der Politik im Rathaus und dem Hafen hat sich in den letzten Jahren zum Nachteil des Hafens verändert“, sagte Bonz. „Dieser fehlende Rückhalt der Politik ist in keinem anderen Hafen von Bedeutung in Europa der Fall.“ Dass die für 2020 angepeilten Umschlagsziele für den Hamburger Hafen erreicht werden, sieht Bonz nicht. „Wenn die Politik den Hafen nicht will, soll sie das sagen“.
 
Laut Bonz ist die bislang fehlende Fahrrinnenanpassung ein Problem. Die wirklichen Probleme des Hamburger Hafens, der das größte zusammenhängende Gewerbegebiet in Europa sei, lägen aber viel viel tiefer. „Wenn man glaubt, nach der Elbvertiefung ginge wieder alles nach vorn, dann irren die Damen und Herren im Rathaus“, so Bonz.

Er sprach von einer Vertrauenskrise der Hafenwirtschaft in den Senat. Mit verantwortlich für die Probleme machte der Hafenmanager die Hamburg Port Authority (HPA), die für die Vermietung von Flächen im Hafen zuständig ist. „Zusagen des Senats an die Hafenwirtschaft sind nicht mehr verlässlich“, so Bonz in diesem Zusammenhang. „Wenn das Vertrauen einmal weg ist, hat man keine Verlässlichkeit mehr auf der unternehmerischen Seite.“ Vertrauen sei angesichts von Investitionen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro aber ein Standortfaktor. Aktuell hätten die Firmen im Hamburger Hafen durch die von der HPA festgelegten Mietpreise dreifach so hohe Kosten wie an anderen Standorten.

Dass der Hamburger Hafen bereits gelitten hat, macht Bonz an der Entwicklung seit 2009 fest. Während alle anderen bedeutenden Häfen in Europa prozentual zweistellige Wachstumszahlen vorweisen können, sei der Umschlag im Hamburger Hafen zweistellig ins Minus gerutscht.

Weltweit ist der Hamburger Hafen nur noch auf Platz 19 der größten Häfen. „Wir sind damit in die zweite Liga abgerutscht“, so Bonz. Die zehn größten Häfen der Welt liegen in China und Singapur. Der Grund ist die Verlagerung der Warenströme. 2013 wurden erstmals innerhalb Asiens mehr Waren auf dem Seeweg transportiert, als im Rest der Welt. „Wir werden in den nächsten 20 Jahren nicht wieder unter die ersten 15 Häfen kommen“, resümiert Bonz.

Chancen sieht er für den Hamburger Hafen dennoch. Man müsse sich auf die Stärken besinnen. Die hängen mit der guten Eisenbahnanbindung und der hohen Verlässlichkeit zusammen. In Hamburgs Hafen wurde in den vergangenen Jahrzehnten nicht gestreikt. Eine Zukunftsperspektive hängt mit der Veränderung des Klimas zusammen. Weniger Eis im Bereich der Nordostpassage könnte den Seeweg, der Asien und Europa verbindet, attraktiver machen. Eine durchgehend eisfreie Passage würde Hamburg zum ersten große Hafen in Europa machen, der aus Asien auf der Route dauerhaft angesteuert werden kann. zv