Harburger Vogelschießen: Ausmarsch, Spargelessen und ein Fettnäpfchen

150618Gilde1Harburg – Es war das größte Fettnäpfchen weit und breit, in das Schulsenator Ties Rabe als Ersatzmann für die Ersatzfrau reingetreten ist. Beim Spargelessen nach dem

Empfang und dem Ausmarsch der Harburger Schützengilde wollte er seine große Verbundenheit demonstrieren und plauderte drauflos, dass er bereits fünf Mal beim -  ja eigentlich heißt es Vogelschiessen - doch der Senator sagte Schützenfest, in Harburg war. Gejohle im Zelt, in dem knapp 500 Gäste waren. Auch ansonsten hielt der Abgesandte des Senats eine eher blasse Rede.

Vorher hatte die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, die vielleicht in Erinnerung an frühere Harburger Koalitionen in schwarz-grünem Outfit kam, am Empfang und Ausmarsch teilgenommen. Sie hatte schon angesprochen, was auf dem Harburger Vogelschiessen lastet. Das Fest findet nicht mehr auf dem Schwarzenberg statt, weil der Senat nicht die Zusagen in Zusammenhang mit der dort errichteten Flüchtlingsunterkunft eingehalten hat, nach denen die Unterkunft dort nur verhindern sollte, dass Flüchtlinge in Zelten überwintern müssen.

Auf dem Schwarzenberg war es nach langer, kriegsbedingter Pause und einem ersten Vogelschießen an anderer Stelle seit 1819 gefeiert worden. Dabei hatte man damals den 18. Juni bewusst gewählt, weil das der Tag der Schlacht bei Waterloo war, in der vor exakt 200 Jahren die Franzosen unter Napoleon den Engländern und Preußen unterlagen.

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Ausmarsch aus dem Harburger Rathaus. Foto: zv

„Normalerweise wollten wir in ein paar Jahren 200 Jahre Vogelschießen auf dem Schwarzenberg feiern, der ja nicht nur ein Festplatz ist mit Schützen, Handwerkern und Zirkus, sondern auch Naherholungsgebiet für ein verdichtetes Wohngebiet und Cricketplatz für unsere Studenten“, sagt der 1. Patron der Harburger Schützengilde, Dr. Enno Ströver, was viele im Zelt als klaren Hinweis auf die Instinktlosigkeit und Rücksichtslosigkeit der Hamburger Behörden bei der Wahl der Plätze für Flüchtlingsunterkünfte im Bereich Harburg aufnahmen. Dann legte Stöver nach. Man brauche als Verein oder Institution Planungssicherheit. Danach schnitt er weitere Negativ-Punkte für Harburg an.  Neue U-Bahnen würden nicht bis Harburg geplant. Bei den Planungen für Olympia schneide der Bezirk schlecht ab.

„Ich wollte es wäre Nacht oder die Niedersachsen kämen.“

Vor 200 Jahre sagte Wellington angesichts einer drohenden Niederlage der Engländer bei Waterloo: „Ich wollte es wäre Nacht oder die Preußen kämen.“ Stöver brachte diese Variante so ins Spiel. „Ich wollte es wäre Nacht oder die Niedersachsen kämen.“ Udo Stein vom Wirtschaftsverein hatte das Thema vorher beim Frühstücke mit rund 60 Gästen in der Helms-Lounge so auf den Punkt gebracht: „Die Politik hat versagt.“

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Gildekönig Ulf Schröder. Foto: zv

Dem Spargelessen selbst hat der Umzug nicht geschadet. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch findet, dass der Umzug auf den Rathausplatz sogar „eine große Chance ist“. „Ich finde, dieses Festzelt passt wunderbar auf den Harburger Rathausplatz“, sagte Völsch, der die Chance sieht ein großes Volksfest zu etablieren. „Wir werden aber auch Zusagen die uns gemacht wurde, dass man den Schwarzenbergplatz nicht auf Dauer nutzt, einfordern.“

Das die Grenzen auf dem Rathausplatz eng gesteckt sind, war nicht zu übersehen. Ob die kleine Budereihe, die sich zwischen dem dominanten Festzelt und Rathaus entlang zieht, das Zeug zu einem Volksfest hat, wird sich zeigen. zv
Veröffentlicht 18. Juni 2015

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