IBA-Nachwirkungen: Verpasst Harburg seine Chancen?

141204HellwegWilhelmsburg –  Man kann die Wilhelmsburger nur beneiden: Mit dem Verein „Zukunft Elbinsel“ haben sie ein Forum, mit dem sie sich aktiv in die Politik einmischen und

gelegentlich auch erfolgreich gegen äußere Einflussnahme in ihren Alltag wehren können. Regelmäßig diskutieren die Mitglieder des Vereins und ihre Gäste über aktuelle Themen und nennen das Ganze – für eine Elbinsel besonders sinnig – „Pegelstand“.

Jetzt hatten sie den Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung Hamburg,  Uli Hellweg, eingeladen. Ihre provokante Frage „War die IBA gut (genug) für Wilhelmsburg?“ lockte überraschend viele Gäste ins Bürgerhaus, darunter unter anderem auch den ehemaligen Harburger Baudezernenten Peter Koch. Anlass ist eine Senatsdrucksache, die in Harburg kaum diskutiert worden ist, die aber weitreichende Konsequenzen für die Entwicklung des Binnenhafens haben wird. Im Rahmenkonzept „Hamburgs Sprung über die Elbe – Zukunftsbild 2013+“ legt der Senat fest, mit welchen Leitbildern die IBA-Stadtentwicklungslabore Veddel, Wilhelmsburg und Harburger Binnenhafen nach der Abschlusspräsentation im vergangenen Jahr künftig gestaltet werden sollen.

Dazu gleich die erste Feststellung, die für Harburg ernüchternd  ist: Während sich die Wilhelmsburger in vier Planungswerkstätten ausführlich mit dem Entwurf des Rahmenkonzepts auseinandergesetzt hatten, gab es in Harburg lediglich eine Sondersitzung der „Begleitgruppe Binnenhafenentwicklung“, in der das Konzept ausführlicher vorgestellt worden ist. Eine nähere Betrachtung des Konzepts lohnt auch jetzt noch. Über die Entwicklung des Binnenhafens ist unter anderem zu lesen: „Die qualitative Weiterentwicklung dieser gut erschlossenen Siedlungsflächen zu attraktiven, urbanen, grünen und gemischt genutzten Stadtquartieren – sowohl durch Wohnungsneubau als auch durch Qualifizierung des Bestandes – bleibt daher eine zentrale Aufgabe auf den Elbinseln und im Harburger Binnenhafen.“ So eine Vorgabe muss nun mit Leben erfüllt werden. Aber wie? Mit stillem Protest? Oder mit der ewig wiederkehrenden Klage, es werde über „unsere Köpfe hinweg“ entschieden?

Die Wilhelmsburger sind da offenbar weiter. Sie pflegen den Diskurs, sie sehen Politiker nicht als Täter, sondern als Partner. Allerdings konnten auch sie nicht verhindern, dass die Wilhelmsburger Reichsstraße gegen den Willen vieler Bürger verlegt wird. Immerhin: Beim „Pegelstand“ wurden die Ergebnisse unterschiedlich bewertet, Uli Hellweg wurde aber nicht widersprochen, als er feststellte: „Die IBA ist gescheitert, wenn sich jetzt alle wieder in ihre Schützengräben zurückziehen.“  ag

Veröffentlicht 4. Dezember 2014