Da sind alle Blicke garantiert: Mit dem Kart auf Harburgs Straßen

130703Car1Harburg – Wenn Murat (26) um die Ecke biegt, dann ist ihm eines sicher. Jede Menge erstaunter Blicke. Denn den fahrbaren Untersatz, mit dem der junge Mann aus

Neu Wulmstorf jetzt regelmäßig durch Harburg saust, gehört nicht zum alltäglichen Straßenbild. Es ist ein Go-Kart, jene Sorte von Fahrzeugen, die bei Wikipedia als „einsitziges, offenes mit Verbrennungs- oder Elektromotor ausgerüstetes Fahrzeug“ beschrieben wird, „das in seiner Bauweise an Tretautos angelehnt  ist“.

Die Variante, mit der Murat bei gutem Wettern gern zur Arbeit fährt, ist ein Streetkart mit Straßenzulassung. Kreidler, der U40-Generation als Lieferant von gut zu "friesierenden" Mofas vermutlich noch bestens im Gedächtnis, bietet diese Fahrzeuge an. Dass das so ist, hat Murat der EU zu verdanken. Bis 2001 war so ein Fahrzeug auf Harburgs Straßen undenkbar. Doch dann kam aus Brüssel die Richtlinie, die auch bei uns vierrädrige Kleinstfahrzeuge zulässt. Das das bis heute viele Polizisten nicht glauben können, ist eines sicher: Regelmäßige Kontrollen durch die Ordnungshüter.

Zum Technischen: Der kleine Zweitaktmotor mit 96 Kubikzentimeter Hubraum bringt es auf satte 75 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit. Damit darf das Kart sogar über Autobahnen brausen. Der geringe Hubraum sorgt auch dafür, dass das Kart steuerbefreit ist. Die Versicherung selbst schlägt kaum zu Buche. Es wird dort wie ein Quad gewertet. Um ein Kart auf der Straße zu fahren, braucht man einen Pkw-Führerschein.

Es ist ein kostengünstiges Fortbewegungsmittel, hat aber einige Nachteile. „Man kann niemanden mitnehmen und auch ein Einkauf ist nicht möglich“, sagt Murat. So ein Kart ist eben ein Schönwetterfahrzeug für eingefleischte Fans. Zwei Jahre fährt es der 26-Jährige schon. Gut 2600 Kilometer hat es auf dem Tacho. Und es ist nicht gerade schonend für den Körper. „Es hat keine Federung“, sagt Murat. Zwar liegt es wie "ein Brett" auf der Straße. Aber jede noch so kleine Bodenwelle schlägt voll durch. Als Dauerfahrzeug würde es wohl direkt zum Rückenleiden führen. Auch deswegen hat der 26-Jährige natürlich einen ganz normalen Wagen – einen VW.

Natürlich fragt man sich sofort: Ist das nicht gefährlich? Wird man nicht leicht übersehen, wenn selbst ein Smart neben einem wie eine Limousine wirkt? „Nein“, sagt Murat. „Andere Autofahrer haben einen sofort im Blick, wenn man mit seinem Kart ankommt. Ich sehe dann immer wie sie schon in ihren Rückspiegeln nach mir schauen.“ In einem anderen Punkt zum Thema Sicherheit hat man die Wahl: Gurt oder Helm. Murat hat sich für den Helm entschieden. Das hat praktische Gesichtspunkte. So knapp über dem Asphalt fliegt einem bei Tempo 70 doch schon ganz schön viel Split um die Ohren. Da sind Helm und Lederjacke ein echter Schutz. zv