Mehr als Sport: Wissenschaftler führen Experimente am Neuländer See durch
Wissenschaftler in Aktion am Neuländer See: Vincent Schneider (links) mit seinen Kollegen und Testboot „SeaML“. Foto: CML

Mehr als Sport: Wissenschaftler führen Experimente am Neuländer See durch

Neuland – Das Wassersportzentrum Neuländer See wird nicht nur von Seglern, Ruderern und Anglern für ihre Aktivitäten genutzt. Jetzt

haben auch Wissenschaftler das Areal für sich entdeckt. Zwei Forschergruppen nutzten dieses Jahr das Wassersportzentrum am Neuländer See, um dort ihre Experimente durchzuführen. Neben ungefähr 300 Schülern, die in dem Zentrum Ruderunterricht haben, nutzen auch die Segelvereinigung Sinstorf und der Angelverein Harburg-Wilhelmsburg die Anlage.

Das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML), das an der TUHH angesiedelt ist, testete auf dem See das selbst entwickelte Boot „SeaML“. Das etwa einen Meter lange Testschiff ist mit Messtechnik und einer Funkeinheit ausgestattet.

„Das Projekt RoboVaaS (Robotic Vessels as a Service) hat zum Ziel, maritime Operationen in Küstengewässern effizienter und sicherer zu gestalten“, erklärt Vincent Schneider, wissenschaftlicher Mitarbeiter des CML und Projektleiter von RoboVaaS. Kleine Roboterboote wie „SeaML“ sollen in Zukunft helfen, Strandungen zu vermeiden, Schiffsrümpfe und Kaimauern zu inspizieren oder Tiefendaten erheben.

{image}Sieben Partner aus vier Nationen sind an dem dreijährigen Forschungsprojekt beteiligt. In Neuland testeten die Ingenieure die Antriebstechnik und die Datenübertragung.

Auch das Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg nutzte die Liegenschaft für ein größeres Experiment. Über den Sommer 2020 verteilte das CEN 20 Wetterstationen im Hamburger Stadtgebiet, die alle 10 Sekunden automatisiert Temperatur, Feuchte, Luftdruck, Windgeschwindigkeit, Windrichtung und Regenmenge aufzeichneten.

Eine der Stationen stellten die Wissenschaftler dazu am Neuländer See auf. Ergänzt wurde das Messnetz noch durch 100 kleinere Wetterstationen, die ebenfalls in der ganzen Stadt verteilt waren.

„Der Standort am Neuländer See war für uns gut geeignet, weil wir hier im Süden der Stadt unsere Messungen mit weitgehend ungestörter Windanströmung durchführen konnten, während zusätzlich die Betrachtung des Effekts von Wasserflächen auf das Lokalklima ermöglicht wird“, so Sarah Wiesner vom Meteorologischen Institut. „Wir konnten mehrere Gigabyte an Wetterdaten generieren, die wir noch auswerten. Unsere Messtätigkeiten sind sehr erfolgreich verlaufen und wir haben ein gutes Dutzend an den erhofften Kaltluftausflüssen bei Sommergewittern erwischt. Ein besonders schönes Beispiel, am 27. Juni, fand vor allem im Südosten Hamburgs, also in der Umgebung des Neuländer Sees statt. Dass wir hier eine unserer umfangreich messenden Stationen platziert hatten, war daher ein Glücksgriff.“

Henning Schrödter, Vorsitzender der Segelvereinigung Sinstorf und Vorstandsmitglied des Wassersportzentrums: „Es freut uns sehr, dass dieser tolle Ort nicht nur für fast 500 Sportler aus dem Bezirk zur Verfügung steht, sondern wir auch Hamburger Wissenschaftler bei ihrer wichtigen Forschungsarbeit unterstützen konnten.“