Zapfen-Alarm in Harburg: Vor allem Altbauten sind betroffen

101226ZapfenHarburg – Heimfeld ist gefährlich. Die Gegend um den Hastedtplatz oder das Phoenix-Viertel sind es auch. Eigentlich sind es alle Wohngebiete mit älterer Bebauung, in denen die Gefahr glitzernd an der Dachrinne hängt.

Eiszapfen, eigentlich wunderschön anzuschauen, können so zu gefährlichen Geschossen werden, wenn sie abbrechen. Die Feuerwehr ist deswegen im Dauereinsatz.

An der Hohen Straße entfernten Einsatzkräfte armdicke Eiszapfen von den Häusern. „Wir sind im Dauereinsatz“, sagt Feuerwehrsprecher Martin Schneider. Die Crux: In gesamten Raum Harburg gibt es nur eine Drehleiter. Die ist an der Wache am Großmoorbogen stationiert. Im Raum Hausbruch und Neugraben ist die Situation ähnlich. Auch dort ist nur eine DL, so die Abkürzung, verfügbar. Die Freiwilligen Feuerwehren, im Bezirk stark vertreten, fallen mangels Drehleitern ganz aus.

Die Hausbesitzer entbindet das nicht von ihren Verpflichtungen, warnt Heinrich Stüven vom Grundeigentümerverband. Sie müssen dafür sorgen, dass von ihrem Gebäude keine Gefahr ausgeht. Dazu gehört auch die Beseitigung der Eiszapfen. Praktisch ist das nicht umzusetzen.

„Es ist eine verzwickte Stuation“ sagt Stüven. Das Problem betrifft zu viele Gebäude. „Die Feuerwehr kann aber nicht überall sein“, sagt er. Den Tipp der Feuerwehr ein privates Unternehmen mit der Eiszapfenbeseitigung zu beauftragen, ist wenig hilfreich. Es macht keiner. Die Anfrage bei Gallas, einem der führenden Glas- und Gebäudereiniger wird ebenso negativ beschieden wie bei den Winterdiensten. Kein Wunder: Es müsste ein Hubsteiger ran, der Gehweg und die Straße müssten abgesperrt werden, was wiederum genehmigungspflichtig ist.

So ist 112 bei Zapfen-Alarm erste Wahl. Bezahlen muss man auch dort. „Solche Einsätze sind gebührenpflichtig“, sagt Schneider, rund 200 Euro sind fällig. Pech für die Hausbesitzer: solche Einsätze kann man nicht als Nebenkosten auf die Mieter abwälzen.


Deshalb sollte man, so der Tipp aus dem Energiebauzentrum im Elbcampus, die Misere zur Verbesserung nutzen. „Die Bildung von Eiszapfen hat meistens etwas mit der schlechten Isolierung zu tun“, weiß Sabine Möller. Dort wo Wärme von Innen durch das Dach dringt, schmilzt der Schnee, um dann gleich wieder an der nächsten Rinne zu gefrieren. Dann bilden sich Eiszapfen, die zunächst tropfenförmig, später spitz sind und die ein Gewicht von mehreren Kilogramm erreichen können. Irgendwann siegt die Schwerkraft und der Zapfen bricht ab. Dann wird es lebensgefährlich.

„Man sollte als Fußgänger schon darauf achten“, rät Stüven. Hausbesitzern empfiehlt er im Notfall den Gehweg zu sperren bis die Zapfen beseitigt sind. Einen Rat hat auch Möller vom Energiebauzentrum. Dächer, an denen sich Eiszapfen bilden, sollten richtig gedämmt werden. zv

 

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