Gedenken in Harburg: Rundgang auf den Spuren von Hans Leipelt
Stolpersteine erinnern in Harburg an die Opfer des Nationalsozialismus. Drei Steine in der Mannesallee 20 erinnern an Hans und Katharina Leipelt sowie an Hermine Baron. Foto: Christian Bittcher

Gedenken in Harburg: Rundgang auf den Spuren von Hans Leipelt

Wilhelmsburg - Am 29. Januar 2020 jährt sich zum 75. Mal der Tag, an dem der Wilhelmsburger Student Hans Leipelt aus dem Umkreis der „Weißen Rose“

im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet wurde. Aus diesem Anlass lädt die Initiative Gedenken in Harburg zu einem Rundgang auf den Spuren dieses Wilhelmsburger Widerstandskämpfers und seiner Familie ein. Der Rundgang findet am Sonntag, 2. Februar statt. Er beginnt um 15 Uhr an der Ecke Georg-Wilhelm-Straße/Rotenhäuserstraße und dauert etwa 75 Minuten.

{image}Die Familie Leipelt wohnte in der NS-Zeit in der damaligen Kirchenallee (heute: Mannesallee), in unmittelbarer Nähe der ev.-luth. Reiherstiegkirche. Hans Leipelt und seine Schwester Maria besuchten die Wilhelmsburger Oberschule (heute: Stadtteilschule Wilhelmsburg) in der Rotenhäuser Straße. Ihr Vater, Dipl.-Ing. Konrad Leipelt, war technischer Direktor der Wilhelmsburger Zinnwerke, in der Neuhöfer Straße. Er war verheiratet mit Dr. Katharina Leipelt, geb. Baron, deren Eltern zu den österreichisch-ungarischen Jüdinnen und Juden gehörten, die im Laufe des 19. Jahrhunderts in großer Zahl zum Christentum übergetreten waren.

In der NS-Zeit wurden auch diese Juden christlichen Glaubens zu Reichsfeinden erklärt und als "Nichtdeutsche" grausam verfolgt. Im März 1938 nahm sich Katharina Leipelts Bruder in Wien das Leben. Im August 1940 wurde Hans Leipelt als "Halbjude" aus der Wehrmacht ausgeschlossen, und im Juli 1942 wurde seine Großmutter nach Theresienstadt deportiert. Als Konrad Leipelt drei Monate später einem überraschenden Herzschlag erlag, verloren seine Frau und seine Kinder ihren letzten Schutz. Nach drei Trimestern musste Hans Leipelt sein Chemiestudium in Hamburg abbrechen.

Mit viel Glück bekam er am Chemischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität in München einen neuen Studienplatz. Im Oktober 1943 wurde er dort von der Gestapo verhaftet. Er hatte Geld für die Familie des hingerichteten Professors Kurt Huber, eines Mitglieds der "Weißen Rose", gesammelt und war denunziert worden war. Außerdem hatte er das letzte Flugblatt der "Weißen Rose" vervielfältigt und in Hamburg und München unter Freunden verteilt. Bald darauf wurden auch seine Mutter und seine Schwester in Hamburg verhaftet. Katharina Leipelt wurde am 9. Dezember 1943, kurz nach ihrer Festnahme, tot in ihrer Zelle im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel aufgefunden.

Hans Leipelt wurde am 13. Oktober 1944 vom Zweiten Senat des Volksgerichtshofs wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt. Er starb - vor 75 Jahren - am 29. Januar 1945 unter demselben Fallbeil, mit dem der Scharfrichter vorher auch das kurze Leben Hans und Sophie Scholls gewaltsam beendet hatte. Am 14. April 1945 befreiten amerikanische Truppen seine Schwester aus der Haft in Bayreuth. (cb)