Hamburg - Die Archäologen aus Harburg sind wieder in der Hamburger Innenstadt im Einsatz: Die Vorbereitungen laufen, die
Baustelle ist bezogen. Von November 2019 bis August 2020 wird das Archäologische Museum Hamburg wieder eine archäologische Ausgrabung im Bereich der einstigen Neuen Burg durchführen. Das Grabungsareal liegt auf historisch bedeutsamem Gelände, und der Straßenname "Neue Burg" erinnert noch heute an die im Boden verborgene hölzerne Burg.
Das Gebiet gilt als die Keimzelle der 1188 gegründeten Hamburger Neustadt und birgt ein für Hamburg einzigartiges Bodendenkmalensemble. Archäologisch betrachtet gibt diese wichtige Phase der Hamburger Stadtgeschichte immer noch viele Rätsel auf. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Neuen Burg als Nachfolgebau der Hammaburg zu. Die Archäologen hoffen nun, mit dieser Ausgrabung neue Erkenntnisse zur Neuen Burg, aber auch zur anschließenden Gründung der Neustadt und damit zu den Wurzeln Hamburgs als Handelsmetropole zu erhalten.

Das Gebiet der Neuen Burg gilt als die Keimzelle der Hamburger Neustadt, die durch Kaiser Friedrich Barbarossa 1189 besondere Privilegien erhielt. Mit ihr begann der Aufstieg Hamburgs als Hansestadt. Die Neue Burg war im 11. Jahrhundert die größte Burganlage Norddeutschlands und wurde vom Billungerherzog Bernhard II. ab 1021 errichtet. Der mächtige Wall mit 36 Meter Breite und 5 Meter Höhe war sicherlich ein weithin sichtbares Zeichen herzoglicher Macht und sicherte den Westen Hamburgs gegen feindliche Angriffe, während der Heidenwall die Stadt nach Osten sicherte.
Der Neuen Burg kam damit eine Schlüsselrolle als Nachfolger-Befestigung der Hammaburg zu. Im 12. Jahrhundert wurde die Neue Burg aufgegeben. Danach wurde das Innere der Burg aufgefüllt und die so gewonnene Fläche in annährend gleich große Grundstücke aufgeteilt und bebaut. Die Neusiedler erhielten besondere Rechte, wie zum Beispiel freie Schifffahrt auf der Elbe bis zur Mündung. Im Bereich des heutigen Hopfenmarktes standen neben der ersten Nikolaikirche auch das erste Rathaus und die Münze. Um 1220 wurden die Barbarossa-Privilegien der Neustadt auch auf die Altstadt übertragen, und Hamburg wuchs zusammen. Damit begann der Aufstieg zur Hansestadt.
„Die Ausgrabung soll nun neue Erkenntnisse zur Baugeschichte der Neuen Burg erbringen. Direkt auf dem Wall hoffen wir, die ältesten Siedlungsspuren der Neustadt zu finden und vielleicht sogar Hinweise darauf, wie, wann und warum die Neue Burg aufgegeben worden ist“, so Professor Rainer-Maria Weiss, Landesarchäologe und Direktor des Archäologischen Museums Hamburg. (cb)

Der Heidenwall riegelte ab dem 11. Jahrhundert das Siedlungsgebiet von der Alster im Norden bis zur Elbe im Süden gegen Feinde ab. Die gewaltige Neue Burg liegt im Westen der Stadt, jenseits der Alster. Foto: Archäologisches Museum Hamburg