Sportwetten: Phoenix-Viertel ist Zocker-Hochburg

101117WilstorferHarburg – Wettbüros für Sportwetten schießen in Harburg wie Pilze aus dem Boden. Allein im Phoenix-Viertel hat die Behörde zehn solcher „Zocker-Einrichtungen“ ausgemacht.

Das sind die Hälfte aller im Bezirk festgestellten Wettbüros. Die Wilstorfer Straße, bislang oft „Döner-Allee“ genannt, ist in kürzester Zeit zur „Wett-Allee“ geworden. Acht Wettbüros liegen zwischen Moorstraße und Hohe Straße.

Oft sind sie in Internet-Cafés oder ähnliche Läden „integriert“. Dort können die Zocker auf alle möglichen Ergebnisse, aber auch Ereignisse, wie erster Einwurf oder erster Eckball beim Fußball setzen.

Die Behörde hatte Schwierigkeiten überhaupt festzustellen, wo Sportwetten als Geschäft angeboten werden. Diesen Läden soll es jetzt an den Kragen gehen. Mit dem Baurecht will Baudezernent Jörg Penner Wettbüros in der „Ausbreitung beschränken“. Die „Zocker-Treffs“ sind der Verwaltung ein Dorn im Auge. Denn die Wettbüros entstehen vor allem in Gegenden mit sozial schwacher Wohnbevölkerung und hohem Ausländeranteil, der Hauptzielgruppe der Betreiber.

Städteplanerisch wirken sich die Wettbüros negativ aus. Trading-Down-Effekt wird so etwas genannt. Hinter dem Begriff verbirgt sich eigentlich Verslummung . Zukünftig, so der Plan Penners, sollen die Wettbüros rechtlich wie Spielhallen eingestuft werden. Nach der Baunutzungsverordnung könnten sie dann verhindert werden. Das trifft vor allem für ausgewiesene Wohngegenden, wie das Phoenix-Viertel zu. Die Verordnung soll auch bereits bestehende Anbieter von Sportwetten treffen.

Zufrieden ist Rafael Robert Pilsczek, der das Problem als erster Politiker in Harburg erkannt hatte und es in der Bezirksversammlung durch seine Anträge und beharlichem Nachbohren zum Thema machte. Jetzt will er sehen, wie es sich weiter entwickelt. „Ich werde da dran bleiben“, sagt Pilsczek. Das wird auch nötig sein. Denn die Harburger Altstadt, zweites „Wettbüro-Cluster“ mit fünf solcher Einrichtungen, ist kein Wohngebiet. „Die Lämmertwiete ist in Gefahr“, sagt Pilsczek. Er befürchtet, dass die Wettbüros das Publikum, das einfach nur gut essen gehen oder sich amüsieren will, abschreckt.

Weitere Wettbüros gibt es mittlerweile an der Winsener Straße im Bereich Wilstorf, in Heimfeld, zwei im Neugrabener Kernbereich und eines im Bereich Neuwiedenthal. zv