Alte Hilke Likörfabrik: Stadt soll die Reste kaufen und restaurieren
Die Hilke-Likörfabrik. Foto: mag

Alte Hilke Likörfabrik: Stadt soll die Reste kaufen und restaurieren

Harburg – Nein, gerettet ist die Hilke-Likörfabrik am Karnapp noch lange nicht. Aber es gibt zarte Hoffnung! Die Begleitgruppe Harburger Binnenhafen

hat der neuen Bezirksversammlung, die sich am kommenden Dienstag konstituiert, bei drei Enthaltungen einstimmig empfohlen, sich für einen Kauf des denkmalgeschützten Gebäudes durch den Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) einzusetzen.

Mehr ging in der jüngsten Sitzung der Begleitgruppe nicht, sie dient zwar dem Informationsaustausch und der Vernetzung von Bewohnern, Betrieben und Verwaltung, sie darf aber keine Beschlüsse fassen, an die das Bezirksamt gebunden wäre. Das soll jetzt die Bezirksversammlung erledigen. Tut sie das, muss das Bezirksamt tätig werden.

Allzu lange darf das aber nicht mehr dauern. Das Haus Karnapp Nr.15 wurde 1859 als Wohn- und Geschäftshaus für die Spirituosen- und Likörfabrik H. Osterhoff gebaut. Als Louis Hilke noch vor 1900 die Fabrik übernahm, ließ er zusätzlich die Nr. 16 bauen.

Als 1985 die Schnapsproduktion eingestellt wurde, waren beide Häuser schon arg ramponiert. „Der Verfall hat sich fortgesetzt“, sagt Christoph Schwarzkopf von Hamburger Denkmalschutzamt. Inzwischen habe sich auch der Hausschwamm ausgebreitet. Die Gebäude seien nur notdürftig gesichert, sein Amt habe den Eigentümer erst vor kurzem aufgefordert, die Sicherung zu erneuern. Das sei auch geschehen.

Die Harburger Baufirma H.C. Hagemann hatte die Gebäude gekauft. Chef Arne Weber plante, die alte Likörfabrik in den Innovation Campus for Green Technologies (ICGT) zu integrieren. Der sollte im benachbarten TuTech-Gebäude entstehen, in der Fabrik sollten unter anderem eine Kantine und Seminarräume entstehen. Webers Idee wurde in einer Senatsdrucksache so beschrieben: „Gleichzeitig eine vom Bezirk begrüßte B-Plan-konforme Nutzung zu erreichen und die Instandsetzung unter Inanspruchnahme von Mitteln des Bundesförderprogramms Städtebaulicher Denkmalschutz durchzuführen.“ Doch der Plan scheiterte , das ICGT wurde abgespeckt, die Likörfabrik wurde nicht mehr gebraucht.

Wenn nicht Birgit Caumanns und ihre Mitstreiter von der Harburger Geschichtswerkstatt immer mit den Finger auf das alte Gemäuer gezeigt hätten, wäre es wohl verfallen und in Vergessenheit geraten. 2018 wollte H.C. Hagemann die Häuser für zwei Millionen Euro verkaufen, daraus wurde aber nichts. Als die Bezirksversammlung Harburg im September 2018 mit einem Dringlichkeitsantrag den Eigentümer aufforderte, ein Konzept für Erhalt und Nutzung der Fabrik vorzulegen, ignorierte sie noch eine Empfehlung des Baudezernenten Jörg Penner. Er hatte empfohlen, dem Eigentümer nicht „zu sehr auf die Füße zu treten“. Denn schließlich habe Arne Weber doch sehr viel für die positive Entwicklung des  Binnenhafens getan und habe dies hoffentlich auch weiterhin vor.

Gebracht hat das alles nichts. Jetzt wurde in der Begleitgruppe überlegt, ob die Stadt das Gebäude nicht einfach kaufen könne. Immerhin war in der „Stadtwerkstatt 12“ von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen vor zwei Jahren festgestellt worden, wie wichtig denkmalgeschützte Häuser für die Identitätstiftung eines Quartiers sind und dies durchaus auch eine Aufgabe der Stadt ist, für die sie auch Geld in die Hand nehmen muss. Schwarzkopf sieht darin auch einen möglichen Ansatz.

Es war letztlich Jörg Penner, der der Begleitgruppe nahegelegte, diese Empfehlung jetzt auszusprechen.  Schließlich könne es ja in nächster Zeit in Harburg zu Koalitionsverhandlungen kommen. ag