Sondersitzung
Dr. Marc Baenkler, Regionalgeschäftsführer bei Helios, Mariahilf-Geschäftsführer Philipp Fröschle und Pflegedirektorin Antje Weiß sitzen in der Sondersitzung bei einem offensichtlichen Beratungsgespräch. Foto: André Zand-Vakili

Sondersitzung zum Krankenhaus Mariahilf: Ungeschickt ließ grüßen

Harburg - Ungeschickt ließ grüßen. Die mit Spannung erwartete Sondersitzung des Ausschuss für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, auf

der die Führungsspitze der Krankenhauses Mariahilf Stellung zu den Vorgängen rund um die Kündigung der Chefärztin der Geburtshilfe nahm, begann mit einem Paukenschlag. Eine Ärztin des zum Helios-Konzern gehörenden Krankenhauses wollte nicht mehr aussagen. Die Konzern hatte einen Anwalt in den Ausschuss beordert, der unter den Zuschauern saß und die Aussage der Ärztin protokollieren sollte, um, so der Vorwurf, Ansätze für ein rechtliches Vorgehen gegen die Ärztin zu sammeln. Die Sitzung wurde deshalb unterbrochen. Es drohte der Abbruch.

Deshalb gab es von Ralf-Dieter Fischer auch gleich harte Kritik an der Helios-abordnung. „Das sich so in die Abläufe eines frei gewählten Parlaments eingemischt wird, habe ich noch nie erlebt“, so der CDU-Mann. Eher etwas hilflos wirkte da die Rechtfertigung von Mariahilf-Geschäftsführer Phillip Fröschle, der drauf verwies, dass man als Klinik eingeladen sei. Für ihn sei es „selbstverständlich“, dass man als Klinik die Leute mitbringe, die für das Krankenhaus sprechen. Das wirkte auf die Ausschussmitglieder nicht nur als Anmaßung, sondern auch so, als sollten unangenehme Darstellungen der Arbeitsabläufe in der Klinik von Anfang an unterbunden werden.

Das war dann auch eine Steilvorlage für Dr. Gudrun Schittek von den Grünen, Frauenärztin und Kritikerin des Krankenhauses. Sie stellte die gesamte Sondersitzung in Frage. Erst nach einer internen Beratung der Ausschussmitglieder begann die Befragung.

Bei der stellten die Klinikleitung, vertreten durch den Geschäftsführer, der ärztlichen Direktor Dr. Christopher Wenck und die Pflegedirektorin Antje Weiß, das Krankenhaus als eine vorzüglich ausgestattete Klinik dar, in der auf Wunsch der scheidenden Chefärztin der Geburtshilfe ein neues, personalintensiveres Konzept umgesetzt wurde und auch Neueinstellungen erfolgte. Die Behörde bescheinigte dem Krankenhaus, die Vorgabe zu erfüllen. Zudem war zu erfahren, dass es bereits mehrere Bewerber auf die Chefarztstelle in der Geburtshilfe gibt. Nichts Neues also. All das war schon in der Sitzung des Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft zur sprache gekommen.

Am Ende rieben sich die Ausschussmitglieder an zwei Sperrungen der Geburtshilfe im Mariahilf, die es in den letzten Monaten an einem Wochenende gegeben hatte. Ins Spiel gebracht hatten das Thema Hebammen vom Geburtshaus, die das Mariahilf als Sicherung für unvorhergesehene Situationen brauchen, in denen medizinische Hilfe für Gebärende nötig ist. Mariahilf-Geschäftsführer Frösche machte daraufhin ebenfalls unvorhersehbare Situationen für Sperrungen geltend. Im konkreten Fall waren es durch Krankheit bedingte Ausfälle - auch von als Ersatz verpflichtete Mediziner.

Mindestens ebenso erschreckend wie das Verhalten des Helios-Konzerns durch das ins Spiel bringen eines Anwalts bei der Sondersitzung war die Naivität von Mitgliedern des Fachausschusses in Sachen Krankenhaussperrung. Sie zeigten sich überrascht und empört, dass es überhaupt zu zeitweisen Sperrungen kommt. Hätte man sich mit dem Thema beschäftigt, hätte man gewusst, dass Krankenhaussperrungen in Hamburg - und nicht nur da - nahezu alltäglich sind. Allein im ersten Halbjahr 2018 waren nur die Notaufnahmen der Krankenhäuser in Hamburg rund 1100 Stunden oder knapp 46 Tage ganz oder teilweise gesperrt. zv

Info: Sperrungen von Abteilungen in Krankenhäuser bedeutet, dass sie bei der Leitstelle der Feuerwehr, die in Hamburg das Rettungswesen koordiniert, für einen begrenzten Zeitraum abgemeldet ist. In der Regel sind Notaufnahmen davon betroffen. In dem Fall werden von Rettungswagen mit Patienten andere Krankenhäuser angefahren. Notfälle, die beispielsweise privat in eine gesperrte Notaufnahme kommen, werden behandelt.
Das Krankenhausnetz in Hamburg ist sehr engmaschig. Im Bezirk Harburg gibt es zwei Kliniken. In Wilhelmsburg ein Krankenhaus. Zudem ist das Krankenhaus Altona schnell über die A7 zu erreichen. Bei Notfällen werden Spuren oder eine Röhre im Elbtunnel für Rettungsfahrzeuge gesperrt.