Richtfest
Noch verwildert und grün. Das Baugebiet Harburg 73. Foto: André Zand-Vakili

Diskussion zu Bebauung im Binnenhafen: Viele Wünsche von wenig Leuten

Harburg - Es hat sich viel Mühe gegeben, das Trio von der Investorenseite, die in dem heute noch grün bewachsenen, ja geradezu

verwilderten Areal zwischen Hannoverschen Straße, Neuländer Straße und östlichem Bahnhofskanal ein Stück urbanes Harburgs entstehen lassen will. Bei der ersten öffentlichen Plandiskussion zum Bebauungsplan-Entwurf Harburg 73 gaben sie sich die Vertreter der CG-Gruppe geradezu devot und wissbegierig, um die Vorschläge der Bürger aus dem Quartier aufzusaugen und in Planungen einfließen zu lassen. Am Ende der Sitzung war klar: Das wird schwierig. Denn gekommen war nur eine handvoll der rund 3500 Bewohner des Binnenhafens. Und die hatten sehr eigene Vorstellungen, wie sich das Leben um sie herum weiter entwickeln soll.

So wie der Herr vom Schellerdamm, der heute ins Grün und bis nach Lohbrügge blicken kann. Er hätte gern ein paar Etagen weniger, als jetzt der Plan vorsieht. Wegen dem Blick. Bislang soll ein Riegel zur Hannoverschen Straße gebaut werden, der die dahinter liegenden Wohnungen vor allem gegen den Lärm der Bahn abschirmt.

Die Abordnung von der Marina an der Schloßinsel kam in Form einer Dame, die von dem Leben in der Anlage, die zu den teuersten Wohngegenden Harburgs gehört, schwärmte, als nur ein Teil der Wohnungen belegt waren und die sich jetzt darüber mokiert, dass ihre Nachbarn Autos haben, die dann an der Straße rumstehen. Auf die werden, so befürchtet sie, auch die Bewohner der etwa 470 geplanten Wohnungen nicht verzichten wollen, die neben einem Hotel, einem Bürobau und einem kompletten Gewerberiegel auf dem Areal Harburg 73 errichtet werden sollen. Das könnte so sein. Denn die Tiefgarage bietet nur 700 Stellplätze für alle.

Auch ein Sportplatz wäre schön im Baugebiet Harburg 73, findet ein Besucher*in der Veranstaltung. Die Abordnung der Investoren schaute "sparsam". Denn das würde bedeuten, dass sie deutlich weniger bauen könnten. Wie viel fehlen würde, zeigt ein Beispiel. Würde man beispielsweise vom Sportplatz Ehestorfer Weg, der auch bebaut werden soll und damit verschwindet, nur das Spielfeld mit angrenzender Aschenbahn, auf das Gebiet Harburg 73 verlegen, fiele gut ein Viertel der Fläche weg.

Noch etwas radikaler sind die Vorstellungen ein Binnenhafensbewohner, der gern die Bahnstrecke verlegt haben möchte, die hinter dem Gebiet Harburg 73 jenseits der Hannoverschen Straße verläuft. Da haben zwar die Investoren, die das Gebiet Harburg 73 bebauen wollen, keinen Einfluss drauf. Und selbst Frank Richter (SPD), Vorsitzender der Stadtplaungsausschusses, der zu der Veranstaltung geladen hatte, musste einräumen, dass das eher unwarscheinlich ist und so gar nicht in die Kompetenzen der Bezirkspolitik fiele.

Egal. Alle Wünsche, Anregungen und Vorschläge werden jetzt einfließen in die Planungen und überlegungen. Es ist protokolliert und auf Tonband aufgezeichnet, damit es "nicht vergessen wird", wie es Frank Richter vermerkte. Nichts scheint unmöglich. Bis auf eines. Eine Grundschule, auch einmal kurz gefordert, wird es im Binnenhafen nicht geben. Die Kinder der zukünftigen Bewohner sind bereits politisch verplant. Sozusagen als Mixmasse . "Wir", so sagte Baudezernent Jörg Penner zu der Forderung nach einer Grundschule im Quartier, der damit offenbar eine Allianz aus Politik und Verwaltung meinte, "wollen das nicht." Die Begründung lieferte er gleich mit. Die Kinder aus dem Binnenhafen, der eher "bürgerlich" geprägt sein wird, sollen die gar nicht so bunten Klassen auf der angrenzenden Harburger Seite, die durch Kinder die zu einseitig aus sozial problematischen Familien, oft mit Migrationshintergrund, geprägt sind. Und deshalb brauche man die Kinder aus dem Binnenhafen. "Eine kleine feine" Schule, wie sie die Stadt beispielsweise den Bewohnern der Hafencity gönnt, wird es laut Jörg Penner deswegen nicht geben.

Das heißt es könnte schnell eng werden mit den Parkplätzen im neuen Quartier, wenn die bürgerlichen Muttis ihre Kids mit dem Zweitwagen zur Schule fahren müssen. Vielleicht ist die Sorge auch unberechtigt. Die meisten der 470 neuen Wohnungen, die im Bereich Harburg 73 entstehen sollen, werden eh nur zwei oder drei Zimmer haben und damit wenig attraktiv für die "jungen Familien" sein. zv