Heimfeld: Kletterparkprojekt an der Kuhtrift steht vor dem Aus
Die Kuhtrift. Ein Graffiti sollte schon in der Vergangenheit Lust auf den Kletterpark machen. Foto: Andre Zand-Vakili

Heimfeld: Kletterparkprojekt an der Kuhtrift steht vor dem Aus

Harburg – Die Stellungnahmen der Fachbehörden haben bisher nur ein paar Eingeweihte lesen dürfen, aber schon jetzt zeichnet sich ab: Die Wirtschaftsbehörde und auch

das Naturschutzamt der Umweltbehörde haben ihr Veto gegen den geplanten Kletterpark an der Kuhtrift in Heimfeld eingelegt. Noch hat das Bezirksamt die Bauvoranfrage der ImmoForst OHG nicht beschieden und auch die Bezirkspolitik ist noch nicht gefragt worden. Aber es zeichnet sich jetzt schon ab, dass das Projekt sehr oberflächlich geprüft wird und jede Menge falscher Informationen in Umlauf gebracht worden sind.

Mit dem Senatsprogramm „Active City“ will Hamburg seine Bürger in Bewegung bringen und zudem der einen knappen Hälfte der Hamburger auch noch helfen, den Frust über die geplatzte Olympiabewerbung zu verarbeiten. Dazu sollen ein paar amtliche Beachvolleyball-Felder, die eine oder andere Laufbahn und vielleicht sogar ein Sportplatz beitragen. Wenn aber private Investoren an den Start gehen und Harburg ein paar weitere Freizeitaktivitäten – nicht nur körperliche – anbieten wollen, versteht man in den Amtsstuben keinen Spaß mehr. Wer in Harburg einen Beachclub oder eine Wasserskianlage betreiben will, kann nur staunen, welche Fantasie in der Verwaltung entwickelt wird, solchen Initiativen das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Heinrich Schabert, Geschäftsführer der ImmoForst OHG, wird zum Beispiel vorgehalten, sein Projekt sei in einem Landschaftsschutzgebiet angesiedelt, es sei ein schwerer Eingriff und schon deshalb nicht genehmigungsfähig. Zur Erinnerung: Vor gerade einmal drei Jahren ist der Flächennutzungsplan für das Neuländer Gebiet westlich der Autobahn A1 in einem wesentlich Punkt geändert worden, indem das dortige Landschaftsschutzgebiet komplett aufgehoben und in ein Industriegebiet umgewidmet worden ist– um den neuen Logistikpark zu ermöglichen.

Ähnlich hatte man Mitte der 1980er-Jahre in Hausbruch verfahren, um einer Chip-Produktionsstätte der Philips GmbH den Weg zu ebnen. Dennoch pocht die Umweltbehörde jetzt auf Landschaftsschutz – im Übrigen die gleiche Behörde, die – wie berichtet – auch keinen Bedarf für ein gemeinsames Freizeitbad für den gesamten Süderelberaum einschließlich Neu Wulmstorf sieht.

Außerdem: „Schon jetzt wird durch Mountainbiker, MotoCrosser, Metallsucher, GeoCacher und andere in die Landschaft eingegriffen und die Natur nachhaltig geschädigt“, sagt Schabert. Diese Aktivitäten könnten durch den Betrieb eines Kletterparks erheblich eingedämmt werden, der massiv geschädigte Waldboden könnte sich erholen.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hatte Schabert 47 Hektar des „Vahrendorfer Forstes“ verkauft. Dabei wurde ihm vertraglich zugesichert, eine bestimmte Menge der Bäume zu „ernten“. Das hat er bisher nur in sehr begrenztem Umfang getan. Bei einem Scheitern des Projekts Kletterpark wolle er neu kalkulieren, nach einer ersten Einschätzung dürfe er 800 bis 900 Bäume fällen und vermarkten.

Für die Bekämpfung der aktuellen natur- und landschaftsschädigenden Freizeitaktivitäten sah sich bisher keine Behörde zuständig, schließlich handele es sich um einen Privatwald. Besonders grotesk wurde es, als an der Kuhtrift Farbeimer illegal entsorgt wurden. Obwohl dies der Polizei vor Ort gemeldet wurde und sie darauf hingewiesen werden musste, dass es sich um ein Trinkwasserschutzgebiet handelt, geschah erst einmal gar nichts. Während dort tagelang munter Farbe auslief und im Boden versickerte, entwickelten fünf amtliche Stellen unglaubliche Fantasie, um ihre Unzuständigkeit zu begründen.

Umso erfreuter war Schabert, dass das Harburger Bauamt seine Bauvoranfrage „sehr konstruktiv“ begleitete. „Wir können uns wirklich nicht beschweren“, sagt Schabert. „Das war vorbildlich.“ Doch irgendwann vernahm er erste Missklänge. Vor allem aus der Heimfelder SPD gab es kritische Töne – allerdings nicht im persönlichen Gespräch, sondern in Leserbriefen an ein Anzeigenblatt. Dabei seien auch Behauptungen wiederholt worden, die zwar auf ein früheres Kletterpark-Projekt zutrafen, nicht aber auf das aktuelle. Ein bekannter Heimfelder Facharzt formulierte sogar eine Eingabe an die Bezirksversammlung, die er mit einer Unterschriftenliste von Kletterpark-Gegnern ergänzte. Auf der Liste soll es sogar Unterschriften aus Seevetal gegeben haben. Nach Informationen von harburg-aktuell.de hat der Facharzt unter anderem die „ökonomische Notwendigkeit“ für den Kuhtrift-Kletterpark bestritten, weil es ja in Wilhelmsburg und in Vahrendorf schon Kletterparks gebe. Ein Plädoyer für die Planwirtschaft? ag