Geheim gehalten: Reste von Weltkriegs-Bomber in Gut Moor geborgen
Ein Teil der der gepanzerten Verkleidung des Bombers. Foto: Andre Zand-Vakili

Geheim gehalten: Reste von Weltkriegs-Bomber in Gut Moor geborgen

Gut Moor – Unter besonderer Geheimhaltung haben Kampfmittelräumer auf dem Areal zwischen Hörstener Straße und Großmoordamm

Reste eines im Zweiten Weltkriegs abgeschossenen Bombers geborgen. Die Maschine, eine B-17 Flying Fortress, war 1944 abgeschossen worden. Die Arbeiten hatten sich über Monate hingezogen, da Trümmerteile und auch Bomben tief in dem Moorboden lagen. Dass auch Flugzeugreste geborgen wurden, war ein gut gehütetes Geheimnis geblieben, da befürchtet wurde, dass Sondengänger und Devotionalien-Jäger angelockt würden, die auf eigene Faust dort suchen würden. Mittlerweile sind alle Reste des Flugzeugs geborgen und weggeschafft worden.

{image}Ganz geheim war die Aktion nicht geblieben. Immer wieder waren auf dem Areal, dass als Ausgleichsfläche für die A26 dient, auch Fliegerbomben gefunden worden. Fünf 500 und 1000 Pfund schwere Blindgänger wurden dabei aus bis zu 6,5 Metern Tiefe geborgen und vom Kampfmittelräumdienst entschärft. Es war schon so eine der umfangreichsten Kampfmittelräumungen der letzten Jahre in Hamburg. Eine Bombe steckt dort noch im Boden. Sie ist gehortet und wird ebenfalls geborgen.

Bei einem der Blindgänger wurde auch ein Teil der Halterung aus dem Flugzeug gefunden. Es stammte offenbar aus der „Fliegenden Festung“, dem viermotorigen, schweren amerikanischen Bomber, der dort abstürzte und kurz vor dem Aufschlag explodierte. Es war der einzige von mehreren hundert Flugzeugen, die am 25. Oktober 1944 einen Luftangriff auf Harburg flogen, das abgeschossen wurde. Es war damals der schwerste Luftangriff, den Harburg im Zweiten Weltkrieg erleben musste. 623 starben. Es waren mehr als ein Drittel aller Opfer, die in Harburg durch Bombenangriffe zwischen 1940 und 1945 zu beklagen hatte.

„In fast allen Stadtteilen fielen schwere Spreng- und Brandbomben, die große Feuerbrände verursachten und ganze Häuserreihen in Trümmer legten“, vermerkte die Chronik der Polizei. Und weiter: „Sehr schwer wurde damals die Haakestraße getroffen, von der die Südseite von Haus 43 und die Nordseite bis Haus 48 vollkommen vernichtet wurden. Die katholische Kirche an der Marienstraße erlitt großen schaden und das daneben liegenden Krankenhaus Mariahilf ging in Flammen auf, wobei der leitende Arzt, Dr. Spartz, bei Ausübung seines Berufes den Tod fand. Auch das städtische Krankenhaus am Irrgarten erlitt erhebliche Schäden.“ Schwer getroffen wurden Häuser in der Marienstraße, der Bremer Straße, der Eißendorfer Straße, der Rathausstraße und am Rathausplatz. Die Deutsche Bank, die heute noch steht, erhielt einen Bombentreffer, durch den mehrere Menschen im Keller starben. Getroffen wurde auch die Kreissparkasse, die sich in der damaligen Mühlenstraße befand. Beombenschäden gab es ebenfalls an zahlreichen Betrieben im Hafen. Eine besondere Tragödie ereignete sich in der damaligen Mädchenhaushalts- und Gewerbeschule. Eine Bombe traf das Gebäude, in dem 55 Schülerinnen und Lehrerinnen in zwei behelfsmäßigen Luftschutzräumen saßen. Ein Raum wurde eingedrückt. Die Schulleiterin, acht Lehrerinnen und zwölf Schülerinnen starben. 1656 Tonnen Bomben hatten amerikanische Bomber bei diesem Angriff abgeworfen, der eigentlich Raffinerien und Treibstofflagern galt.

In dem Bomber mit der Seriennummer 338547, der laut amerikanischen Quellen am 8. August 1944 an die USAAF, die amerikanische Luftwaffe, ausgeliefert wurde und der an diesem Tag bei dem fünften Einsatz der Maschine verloren ging, starben Pilot Gene Bivins, John Green, Alf Ayash, Carl Kintz, John Sewell, Warren Van Hoose. Drei Besatzungsmitglieder, Vince Niemann, Tony Lapina und Jim Denyer, konnten mit dem Fallschirm abspringen und gerieten in Kriegsgefangenschaft.

{image}Trümmer des Bombers lagen noch nach dem Krieg auf der Fläche und dienten den Kindern aus Kanzlershof als Abenteuerspielplatz, bis sie abtransportiert wurden. Viele Bomberteile steckten aber bis vor wenigen Tagen noch tief im Boden. Mehr als 1000 Fundstellen hatten die Experten der Firma Schollenberger lokalisiert und geborgen. Es sind Teile der gepanzerten Hülle, aber auch ein ganzes Fahrwerk, dass im Boden steckten Für die Bomben, die am tiefsten in den Torfboden eingedrungen waren und teilweise erst in sechseinhalb Metern Tiefe durch die dort beginnende Sandschicht gestoppt wurden, mussten Schächte gegraben, abgestützt und der Grundwasserspiegel abgesenkt werden. Die Trümmer und auch die bereits entschärften Bomben waren in einem bemerkenswert guten Zustand. Das völlig sauerstofflose Wasser hatte sie konserviert. So konnten anhand von Seriennummern auf Trümmerteilen das abgeschossene Flugzeug identifiziert werden. zv