Harburg - Vor 55 Jahren wurde Hamburg von der Großen Sturmflut heimgesucht. Diese Flut, die 315 Menschen in Hamburg das Leben
kostete, war die größte Katastrophe, die Hamburg seit dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht hat. In der Nacht vom Freitag, 16., auf Sonnabend, 17. Februar 1962, rollte von der Nordsee eine gewaltige Flutwelle die Elbe hinauf auf Hamburg zu.
Die eisige Flut überschwemmte nach zahlreichen Deichbrüchen rund ein sechstel der Hansestadt. Tausende verloren ihr Hab und Gut oder wurden obdachlos. Außerdem wurden Wohn- und Gewerbegebäude, Schulen, Wasser- und Stromleitungen sowie viele Straßen stark beschädigt oder ganz zerstört. Harburg-aktuell hat mit den Zeitzeugen Uwe Sommer (75) und Wolfgang Stünckel (88) aus Harburg gesprochen. Sie schildern, wie sie die Flut und die Tage danach erlebt haben.

Ein VW Käfer kämpft sich in der Fährstraße durch die Fluten.



Zahlreiche Autos wurden von den Wassermassen weggespült. Foto: Deichwacht
Die meisten Keller in der Nachbarschaft waren bereits voll gelaufen. Für den damals 34-jährigen Technischen Angestellten stand sofort fest, dass er Helfen wollte. Mit seinem Nachbarn organisierte er eine Pumpe aus einem Lager an der Blohmstraße. Die beiden begannen damit, den ersten Keller leer zu pumpen. Außerdem mussten Wände, die vom Einsturz gefährdet waren, mit Holzbalken abgestützt werden. Stünckel: "Die benötigten Balken besorgten wir kurzerhand von einer nahe gelegenen Baustelle."
Nach und nach trafen die Helfer mit weiteren Pumpen und anderen schwerem Gerät ein. "Viele Dinge wurden während des Einsatzes in meinem Garten gelagert", sagt Stünckel. Außerdem wurde sein Haus zu einer Art Notquartier umgewandelt. "Viele Helfer kamen zum Essen zu uns oder ruhten sich einfach mal aus. Alle unsere Zimmer waren mit Einsatzkräften und Nachbarn belegt, die von uns versorgt wurden. "

Pioniere der Bundeswehr waren mit Schlauchbooten im Einsatz. Foto: Deichwacht
"So etwas darf nicht noch einmal passieren", sind sich die beiden Zeitzeugen einig. Deshalb schlossen sich Wolfgang Stünckel und Uwe Sommer ein Jahr nach der Sturmflut der neu gegründeten Hamburger Deichwacht an, die vom damaligen Hamburger Innensenator Helmut Schmidt ins Leben gerufen wurde. Uwe Sommer ist noch heute als Ortsbeauftragter für Wilhelmsburg bei der Deichwacht aktiv. Und die hat 55 Jahre nach der Sturmflut ein Riesenproblem: Es werden dringend neue Mitglieder benötigt. (cb)

Dieser Mann hat sich auf einem Floß in Sicherheit gebracht. Foto: Deichwacht

Auch in Wilhelmsburg waren die Helfer mit Amphibienfahrzeugen unterwegs, um nach Überlebenden zu suchen. Foto: Deichwacht

Die Sturmflut hinterließ große Zerstörungen. Foto: Deichwacht