Heimfelder wehren sich gegen Zerstörung intakter Wohngebiete
Noch intakt. Das bislang geschützte Wohngebiet um den Eißendorfer Pferdeweg. Foto: zv

Heimfelder wehren sich gegen Zerstörung intakter Wohngebiete

Heimfeld„Das ist unser Heimfeld“, sagt Matthias Wolpers. „Dieses Gebiet ist geschlossen und in sich zufrieden.“ Punkt. Und deshalb wolle man keine Veränderungen.

Der Bauinvestor ist im Heimfelder Villengebiet nicht ganz unumstritten, aber im vollbesetzten „Mehrzwecksaal des Sozialen Dienstleistungszentrums im Harburger Rathausforum“ hat er „das Volk“ hinter sich: Die Bewohner des Heimfelder Villenviertels, die sonst eher selten ihr politisches Mitspracherecht nutzen, wollen, dass rund um den Eißendorfer Pferdeweg alles bleibt, wie es ist.

Ute Müller vom Amt für Landesplanung und Stadtentwicklung aus der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen hat an diesem Abend die Aufgabe, den Heimfeldern eine kleine Änderung des Baustufenplans schmackhaft zu machen. Den Auftrag dazu hat die Senatskommission für Stadtentwicklung erteilt. Warum? „Die Umsetzung von städtebaulichen Zielsetzungen - insbesondere die Einrichtung zusätzlicher Wohnfolgenutzungen in den Wohngebieten – soll ermöglicht werden“, heißt es amtlich – für Baurechtslaien nur schwer zu verstehen. Die Ansage, dass es in Hamburg noch rund 1150 Hektar, davon knapp zwei in Heimfeld, „besonders geschützte Wohngebiete“ gebe und dass sie nun in „reine Wohngebiete“ umgewandelt werden sollen, hilft wenig.

Klar ist dies: In einem „besonders geschütztem“ Wohngebiet sind kaum Ausnahmen möglich, in einem „reinen“ Wohngebiet immerhin Kitas, „die den Bedürfnissen der Bewohner des Gebiets dienen“, aber zum Beispiel auch „nicht störende“ Handwerksbetriebe. Welcher Betrieb stört denn nicht? „Zum Beispiel eine Schneiderei“, sagt Müller und macht noch ratloser. Wer will denn heutzutage im Heimfelder Villengebiet eine  Schneiderei eröffnen? Müller versucht, die Wogen zu glätten: „Solche Nutzungen geschehen doch nur mit Zustimmung des Eigentümers.“ Und in Heimfeld sei doch fast alles in privater Hand. „Ha“, meint ein Eigentümer, „dann baue ich in mein vorhandenes Haus ein paar Zimmer zusätzlich ein und biete sie der Stadt für 400 Euro pro Zimmer zur Miete an.“ Die Stadt könne dann dort minderjährige unbegleitete Flüchtlinge unterbringen. Ob sein Geschäftsmodell möglich ist, bleibt offen. Widersprochen wird ihm allerdings nicht.

Plötzlich ahnen einige, worum es bei der geplanten Änderung der Baustufenpläne gehen könnte. Aufmerksamen Beobachtern der Senatspolitik ist nämlich nicht entgangen, dass die Anweisung zur Planänderung erging, nachdem die Stadt erhebliche Probleme mit der Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft in Harvestehude hatte und juristisch an dem Begriff „besonders geschützt“ knabbern musste.

Da klingt die Beteuerung, die Planänderungen sollten auch dazu dienen, in Hamburg einheitliches Baurecht für alle Wohngebiete vorzuhalten, doch auffällig „unschuldig“.
„Was können wir tun, um diese Planänderung für Heimfeld zu verhindern?“, fragen gleich mehrere Anwohner. Die ehrliche Antwort wäre gewesen: „Eigentlich gar nichts!“ Denn bisher ist nicht vorgesehen, dass Bezirksversammlung oder Bürgerschaft abschließend über die Änderung entscheiden. Wie harburg-aktuell.de erfuhr, soll das die Senatskommission für Stadtentwicklung und Wohnungsbau im Alleingang erledigen. Die Kommission trifft sich in sechswöchigem Rhythmus. Den Vorsitz führt der Erste Bürgermeister. Teilnehmer sind die Senatoren und Staatsräte der Behörden für Wirtschaft, Finanzen und Stadtentwicklung sowie der Chef der Senatskanzlei. Auch alle sieben Bezirksamtsleiter sind dabei, sie sind allerdings nicht stimmberechtigt. ag