Eyüp Sultan Camii Moschee
Das Nachmittagsgebet in der Eyüp Sultan Camii Moschee. Foto: zv

Tag der offenen Moschee: Besuch in der Gemeinde an der Knoopstraße

Harburg – Mit Ali Erturan hat die Eyüp Sultan Camii Moschee an der Knoopstraße einen guten Repräsentanten. Geduldig und gut verständlich, mit viel Wortwitz,

kurz gesagt eloquent erklärt er zum Tag der offenen Moschee das Leben in der Gemeinde. Es sind rund 40 Zuhörer, die über den Tag verteilt an diesem 26. Tag der Deutschen Einheit gekommen sind. Sie haben die Gelegenheit genutzt, um sich direkt über den Islam zu informieren, wie er in der 1976 gegründeten, türkisch geprägten Gemeinde gelebt wird. Die meisten, wenn nicht alle „Ungläubigen“, die an diesem Tag gekommen sind, so darf man an den Reaktionen vermuten, gehen mit einem guten Gefühl.

Die Eyüp Sultan Camii Moschee ist eine der „Top 5“-Gemeinden in Hamburg mit Sitz in einem eigenem Haus. Hier, in dem mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftsgebäude direkt hinter der Bushaltestelle, das die Gemeinde Mitte der 1980er Jahre gekauft hatte, verbirgt sich im Erdgeschoss, dort wo ganz früher mal ein Edeka-Markt und dann lange Jahre ein Fitnessstudio war, eines der prächtigeren muslimischen Gotteshäuser. Die Wand, vor der sich die Betenden in Richtung Mekka, der Stadt in Saudi-Arabien. in dem das Heiligtum Kaaba steht, verneigen, ist mit prächtiger Iznik-Keramik gefliest. Sie lässt den Hauch des Orient und damit für viele ältere Gemeindemitglieder auch den Hauch der Heimat durch den ansonsten eher zweckmäßigen Raum wehen.

Für die zumeist christlichen Gäste ist es ein Erlebnis. Schon weil der Besuch keine Führung ist, sondern man „mittendrin“ dabei ist. Während der Gast-Imam, der Hauptamtliche ist im Urlaub in der Türkei, mit Muslimen betet, erklärt Ali Erturan  synchron, was gerade genau passiert, warum beispielsweise die Suren in Arabisch gesprochen werden, oder das die Stimme des Vorbeters, die durch den Raum hallt, nicht vom Imam, sondern von einem jungen Mann stammt, der hinten an einem Mikro steht und ausgewählt wurde, weil er es kann, aber vor allem schön klingt.

Die Gäste erfahren, dass 250 Gemeindemitglieder durch Beiträge, die Moschee finanzieren. Dass der Gemüseladen im Erdgeschoss genauso wie vermietete Räume in oberen Etagen sowie Sammlungen weitere wichtige Einnahmequellen sind, oder das der hauptamtliche Imam ein Angestellter mit Arbeitsvertrag ist, der theoretisch auch gefeuert werden kann.

Fünf Mal am Tag, so erklärt Erturan, wird gebetet. Zum Freitagsgebet kommen dafür gut 500 Muslime in die Moschee. Das ist eine Zahl, von denen Pfarrer und Pastoren in den dafür deutlich zahlreicheren christlichen Gotteshäusern in Harburg nur träumen können. Beim Gebet werden Gebetsteppiche in allen Räumen bis hin zur Straße ausgelegt und Ali Erturan rollert dann, wie er sagt, mit seinem Rollstuhl nach draußen, um anderen Betenden Platz zu machen. Die Moschee platzt aus allen Nähten. Auch weil viele Flüchtlinge hierher kommen, um zu beten. Eine neue, größere Moschee ist ein Wunsch für die Zukunft.

Die Gäste erfahren auch, wie der Islam gedeutet wird. Dass Gebote und Riten nicht nur durch die Suren im Buch festgelegt, sondern auch durch die überlieferten Verhaltensweisen der Propheten definiert sind und dass es nur der Elite der geistlichen Oberhäupter, von denen niemand in Deutschland sitzt, vorbehalten ist, den Islam  an die Erfordernisse der Zeit anzupassen.

Fragen war erlaubt. Auch kritische, die freundlich beantwortet wurde, ohne dass man das Gefühl hatte, das Ali Erturan ausweichen wollte. Wie schon gesagt. Mit dem hauptberuflichen Finanzbeamten und schicksalsbedingten Rollstuhlfahrer, der ein fast einfaches Gemeindemitglied ist, hat die Eyüp Sultan Camii Moschee einen guten Repräsentanten. zv