Gedenken an Nazi-Opfer: Klaus Demnig verlegt 18 neue Stolpersteine

151125Stein1Harburg - Genau 175 Stolpersteine gibt es bisher im Bezirk Harburg. Und am Sonnabend werden 18 weitere Stolpersteine für Harburger Opfer des Nationalsozialismus

hinzukommen: Der Kölner Künstler Gunter Demnig kommt zum 15. Mal nach Harburg und wird an zehn verschiedenen Orten im Bezirk die Messingtafeln verlegen. Mit den Steinen vor den Häusern, in denen die Ermordeten einst wohnten oder arbeiteten, hält er so die Erinnerung an sie wach.

Er wird dabei von Mitgliedern der Initiative Gedenken in Harburg begleitet, die mit ihren regelmäßigen Rundgängen und zahlreichen Informationsveranstaltungen viel dazu beigetragen haben, dieses Erinnerungsprojekt im öffentlichen Bewusstsein vor Ort zu verankern.

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Im Bezirk Harburg gibt es bislang 175 Stolpersteine. Foto: cb

Ohne ihre biographische Spurensuche und ihre Kontakte zu überlebenden Angehörigen wären wir heute nicht in der Lage, uns all die Einzelschicksale zu vergegenwärtigen, die sich hinter den Namen der Ermordeten auf den Stolpersteinen verbergen.

Demnig beginnt mit seiner Arbeit etwa um 9 Uhr am Falkenbergsweg 62. Dort werden vier Stolpersteine im Gehweg verlegt. Etwa gegen 10 Uhr kommt er mit seinem Team nach Harburg, wo zunächst an der Bremer Straße 103a drei Stolpersteine verlegt werden.

Weitere Orte der neuen Stolpersteine sind: Kalischer Straße 20,  Brunsstraße 10, Lüneburger Straße 21, Rathausstraße 20, Lüneburger Straße 48, Lüneburger Straße 46, Hölertwiete 8 und Schlossmühlendamm 16.

"Einer der 18 neuen Stolpersteine erinnert an Hertha Künstlinger, die 1891 als Tochter des jüdischen Kaufmanns Paul Buchard und seiner Ehefrau Frieda in Harburg zur Welt kam. Ihre Mutter stammte aus einer alteingesessenen Harburger Familie, deren Gräber sich auf dem Jüdischen Friedhof am Schwarzenberg befinden", sagt Klaus Möller von der Initiative Gedenken in Harburg.

151125Stein2Hertha Künstlinger (Foto) zog später nach Berlin und erlebte dort die zunehmende Verschärfung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Während  ihrer Tochter noch rechtzeitig die Flucht in die Freiheit gelang, musste sie in der Heimat, die ihr fremd geworden war, bald leidvoll erkennen, dass ihre Hoffnungen auf ein glückliches Wiedersehen schnell dahinschwanden.

Sie schimmerten sicherlich nur noch ganz schwach, als Hertha Künstlinger am 9. Dezember 1942 mit 1059 anderen Berliner Jüdinnen und Juden in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde. Möller: "Nach der Selektion auf der Rampe wurden 162 Neuankömmlinge zum Arbeitseinsatz in das Lager geführt und die anderen 898 Männer, Frauen und Kinder in die Gaskammern getrieben." Hertha Künstlinger gehört zu den Menschen, die den Holocaust nicht überlebten.

"Der Stolperstein, der für sie demnächst in Harburg verlegt wird, zeigt, dass sie nicht vergessen ist. Ihr Name und ihre Lebensdaten sind auf der Messingtafel an einem dieser kleinen Betonwürfel verewigt und somit ständig präsent", sagt Klaus Möller. (cb)