Eine alte Tradition erklang an der Ländlichen Jagdtafel

141026ParforcehornHeimfeld – In diesem Fall galt es keineswegs als unhöflich, dass die Musiker dem Publikum den Rücken zukehrten. Nur so konnten die Zuhörer am Klang der damit

so auf sie gerichteten Jagdhörner richtig genießen. Bei der Ländlichen Jagdtafel im großen Festsaal des Privathotels Lindtner, die jetzt alle zwei Jahre nach einem Gottesdienst in der Paulus-Kirche abgehalten wird, zeigten der Parforcehorn Bläserkreis Nordheide, was aus dem Signalinstrument für die Parforcejagd so zu holen ist. Die Fans dieser Musik, davon gab es an der Ländlichen Jagdtafel reichlich, belohnten es mit stehendem Applaus.

Ursprünglich, so werden es viele Nicht-Jäger nicht wissen, waren die Parforcehornbläser bei der Hetzjagd dabei, bei der berittene Jäger mit Hundemeuten der Fährte von flüchtenden Hirschen, Füchsen, Wolfen oder Wildschweinen folgten, bis sie die Tiere stellten. In freier Wildbahn erlebt man die Parforcehornbläser nicht mehr. Die Hetzjagd wurde in Deutschland 1936 während der Naziherrschaft durch den unter anderem als Reichsjägermeister fungierenden Hermann Göring verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es nur noch Engländer und Franzosen, die als Besatzer der Hetzjagd frönten, bevor 1953 das Bundesjagdgesetz auch ihnen die Parforcejagden untersagte.

Dem Parforcehorn Bläserkreis Nordheide geht es mehr um die Pflege einer alten musikalischen Tradition, die von Graf Anton Sporck (1662-1738) aus Frankreich auf sein böhmisches Jagdschloss „Bon Repos“ (gute Ruhe) importiert wurde. Musiziert wird vom Bläserkreis Nordheide auf Naturhörnern, Nachbauten eines Instrumentes mit der Inschrift “Johann Heinrich Eichgentobf in Leipzig Anno 1722″, die durch Wechsel der Aufsteckbögen in den Stimmungen “D”, “Es” oder “F” erklingen.

Das Repertoire umfasst Hornliteratur von den Anfängen (Marquis de Dampierre) bis zu böhmisch-österreichischen Komponisten und französischen Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Am 1. November sind sie um 19 Uhr in der Hittfelder Kirche und am 8. November um 19 Uhr in der St. Jacobi-Kirche in Hanstedt anlässlich der Hubertusmesse zu hören. Die Ländliche Jagdtafel gilt in waidmännischen Kreisen als das Vorspiel zum Jägerball, der am 7. Februal zum 68. Mal stattfindet und sicherlich nicht nur Jägern eine vergnügliche Ballnacht verspricht. zv

Veröffentlicht 26. Oktober 2014