Kontrollen des Bezirksamtes sorgen für Unmut bei Harburgs Gastronomen
Heidrun Boelke, Birgist Forster, Michaela Michalak, Klaus Petzold und Taner Güngör. Foto: André Zand-Vakili

Kontrollen des Bezirksamtes sorgen für Unmut bei Harburgs Gastronomen

Harburg - Es ist ein ungewöhnlicher Vorgang. Vier Harburger Wirte und eine Mitarbeiterin treffen sich am Astra-Eck in Heimfeld, um ihrem Ärger Luft zu machen. Es geht um Kontrollen des Bezirksamtes. "Unverschämt", nennt Birgit Forster von der Gaststätte "Zur Altstadt", wie sie bei ihr durchgeführt wurde.

Sie schildert die Kontrolle so. Wie ein "Überfallkommando" seien die Kontrolleure des Bezirksamtes im Beisein von Polizisten in den Laden gekommen. Wie bei einer Razzia habe man sich postiert. "Man fühlt sich kriminalisiert", so Forster. Dann wurde an mehreren Dingen gemäkelt. Schließlich sei sie vor Gästen gemaßregelt worden wie ein Kleinkind und zudem seinen ihre Personalien samt Adresse laut vorgelesen worden. "Ich werde eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen", sagte Forster am Mittwoch.

Mit ihrer Wahrnehmung ist sie nicht allein. Auch Heidrun Boelke vom "Knobel-Eck" in der Denickestraße ist über das Verhalten der Kontrolleure, eigentlich, wie auch Birgit Forster, von einem Mann empört. "Es wurde die Stecknadel im Heuhaufen gesucht", sagt sie. Das Verhalten sei unverschämt und überheblich gewesen.

Ähnlich äußert sich Klaus Petzold vom "Astra Eck" in Heimfeld. Von vornherein sei das Auftreten "aggressiv" gewesen. Auch andere Gastwirte, die an dem Tag kontrolliert worden seien, hätten ihm von so einem Verhalten berichtet.

Völlig unabhängig davon hatten auch Gastwirte aus dem Binnenhafen gegenüber harburg-aktuell von einem unverschämten Auftreten eines Kontrolleurs des Bezirksamtes berichtet. "Ich habe nichts gesagt und es über mich ergehen lassen", sagt eine Gastwirtin. "Wenn die wollen, finden die ja sowieso was."

Taner Güngör, der unter anderem Wirt vom "Marieneck" ist, hatte einen Tag vor der Öffnung seines Ladens "Besuch" von Kontrolleuren des Bezirksamtes. "Die kamen in den Laden und sagte, wir dürften nicht hier sein und würden Post bekommen", sagt er. "Dabei haben wir uns auf die Öffnung vorbereitet, sauber gemacht und Getränke einsortiert." Er fühlte sich schikaniert.

Taner Güngör sagt aber auch, wo offenbar das Problem liegt. Die Nerven von Harburgs Gastronomen, gerade die mit den kleineren Läden, liegen blank. Die Plätze draußen sind begrenzt. In die Läden kommt kaum jemand, weil man ein aktuelles Ergebnis eines Corona-Schnelltests braucht. "Da hätte man lieber das Lokal geschlossen gelassen. Dann hatte man wenigsten Hilfe für die Fixkosten bekommen."

In der Situation führt das forsch-überhebliche Auftreten von Behördenmitarbeitern, auch wenn es formell etwas zu bemängelt gibt, zu Konflikten.

"Wir kontrollieren seit Mai verstärkt, seitdem die Gastronomie wieder öffnen darf", sagt Malte Wehmeyer, Leiter des Verbraucherschutzamtes. Das geschehe im beiderseitigen Interesse. Man wolle aufklären und beraten.

Allerdings sagt Wehmeyer auch klar, dass es bei Verstößen Sanktionen gibt, insbesondere, wenn es sich um lange bekannte Regeln, wie die Verpflichtung zum Tragen eine Mund-Nasenschutzes oder Abstandsregeln gehe.

Zudem führe das Bezirksamt eine Liste, in der festgehalten wird, welche Betriebe wann kontrolliert wurden und ob und welche Beanstandungen es gab. Kommen die gleichen Verstöße wieder vor, gibt es Bußgelder. Die Kontrollen würden auch im Interesse der Gäste geschehen und für Chancengleichheit unter den Gastwirten sorgen. Es fällt auch das gern strapazierte Wort "Gerechtigkeit".

Bei dem "wie" sagt Wehmeyer, dass man zwar Personalien feststsellen müsse, dass es aber nicht gewollt sei, dass Namen laut vorgelesen und einzelne Personen an den Pranger gestellt würden. "Wenn das so passiert ist, ist das nicht gewollt und tut mir aufrichtig leid", so Wehmeyer. zv