Harburgs Binnenhafen: Raumkante mit Geschichte

130324WaggonHarburg – Für den Faun-Mobilkran, Typ ATF 70G-4, war der 13,7 Tonnen schwere „gedeckte, großräumige Schiebewandwagen“ eher ein Klacks. Bis zu 70 Tonnen

kann er heben, und deshalb schwebte die Last in wenigen Minuten und ohne Zwischenfälle vom Tiefbett-Schwertransporter der Wilhelmsburger Stange Transport GmbH auf ihren neuen Platz auf der Schlossinsel. Der Schiebewandwagen steht jetzt –  gerade rechtzeitig zum Beginn der IBA-Abschlusspräsentation –  neben dem Kulturkran auf dem Lotsekai.

Dort soll er demnächst Gesellschaft von zwei weiteren Eisenbahnwaggons bekommen. Geplant sind ein weiterer Schiebewandwagen vom Typ Hbis-ww 299 und ein Schüttgutwagen der „Regelbauart E“ mit gut einem Meter hohen Seitenwänden. Falls ein Schüttgutwagen dieses Typs nicht mehr aufzutreiben ist, könnte es auch ein Flachwagen mit nur rund 40 Zentimeter hohen Seitenwänden tun.

Und was soll das alles? Die Geschichte beginnt eigentlich schon am 27. März 2006, als ein Tornado über den Binnenhafen zog, zwei Kranführer in den Tod riss und eine Schneise der Verwüstung zog. Damals musste auch der Kran des Umschlagbetriebs Mulch endgültig stillgelegt werden. Das Denkmalschutzamt schlug der KulturWerkstatt vor, neben dem Kran auch drei daneben stehende Güterwagen als „Ensemble“ zu übernehmen. „Das war für uns damals eine Nummer zu groß“, sagt Gorch von Blomberg von der KulturWerkstatt.

Obwohl der Gleisstrang, der vom Güterbahnhof „Harburg-Seehafen“ in den Binnenhafen führte, 2010 amtlich aus dem Netz der befahrbaren Strecken herausgenommen wurde und zwei Jahre später an der Klappbrücke über den Lotsekanal sogar ein Stück Gleis entfernt wurde, um einen Leitstreifen für sehbehinderte Menschen anzulegen, war das Thema „Güterwagen“ nicht vom Tisch.

Als im Zuge der IBA der Lotseplatz neu gestaltet werden sollte, kam die Idee auf, als „Raumkante“ eine Baumreihe zu pflanzen – mitten im Schwenkbereich des Kulturkrans. Nun überlegten alle noch einmal, und dann war mit Hilfe von Baudezernent Jörg Penner, Dirk Busjaeger von der benachbarten Firma Aug. Prien und dem Eisenbahn-Fan Hans-Peter Schubert von Dierkes und Partner eine Lösung gefunden. Statt einer Baumreihe werden jetzt drei Güterwagen die Raumkante bilden.

Gleichzeitig werden die Waggons ein Stück Harburger Eisenbahngeschichte lebendig werden lassen. Die Schiebewandwagen vom Typ Hbis-ww 299 wurden von 1968 bis 1995 im Bundesbahn-Ausbesserungswerk Harburg (heute: Bauhaus) gewartet und repariert. ag