Vision "Markt am Sand": So soll das Einkaufen der Zukunft aussehen

120217SandHarburg- Die Ausrichtung der Politik ist eindeutig: Der Markt am Harburger Sand soll für die Bürger wieder attraktiver und schöner werden. Um das zu realisieren, arbeitet seit Mai vergangenen Jahres eine extra gebildete Projektgruppe an konzeptionellen Vorschlägen. Die Ergebnisse wurde nun erstmals im Stadtplanungsausschuss den Bezirkspolitikern präsentiert- und die waren durchaus beeindruckt. Denn die Planer um Heinz-Jürgen Rook, Sachbearbeiter des Stadtplanungsamtes, haben viel vor. Unteranderem soll das Erscheinungsbild  des Marktes verbessert werden, um für echte Einkaufs-Athmosphäre zu sorgen. Oder in der Projekt-Sprache formuliert: Der Wochenmarkt soll innovativ und modern ausgerichtet sowie mit einem besonderen Profil versehen werden. Und dafür haben sich die Macher jede Menge ausgedacht. So soll zum Beispiel am Ostrand ein Flanier- und Verweilbereich mit Tischen und Stühlen errichtet werden, in dem die Kunden in der warmen Mittagspause ihre gekaufte Ware verzehren können. Damit möchten die Planer eine erhöhte Aufenthaltsfrequenz in den Bereichen erreichen. Dass diese Sitzgelegenheiten allerdings auch ein Magnet für die in Harburg sesshafte Trinker-Szene darstellen, die schon am Rathausplatz für Ärger sorgt, wissen die Planer.

Aus diesem Grund soll ein striktes Alkoholverbot im Marktbereich ausgesprochen werden, dass vom bezirklichen 120217Sand2Ordnungsdienst kontrolliert und bei Verstoß geahndet wird. Ein Konzept, dass aber auch auf Zweifel trifft. So merkt Ralf-Dieter Fischer, Fraktionsvorsitzender der CDU, kritisch an: "Den Punkt "Ungewünschte Nutzung der Flächen" sehe ich problematisch, weil der Bürger dann auch kein Bier zu seiner Bratwurst trinken darf." Doch für diese Fälle soll es Außnahmeregelungen geben, dass bestätigte Baudezernent Jörg Heinrich Penner. Er erklärte: "Zunächst muss man berücksichtigen, dass der Markt ein öffentlicher Raum ist, in dem mit Bezug auf Alkoholmissbrauch und den damit verbundenen Pöbeleien gewisse Maßnahmen ergriffen werden müssen. Wir prüfen allerdings gerade die Möglichkeit, ob der Kauf einer Bratwurst oder eines Brötchens den Alkoholkonsum erlaubt." Und um für eine Wohlfühl-Athmosphäre zu sorgen, soll der defekte Brunnen wieder funktionsfähig gemacht werden. Jedoch würden sich die Kosten der Instandsetzung auf schlappe 23.000 Euro belaufen, die jährlichen Nutzungsgebühren mit 800 Euro ins Kontor schlagen. Fraglich, ob diese Gelder bereit gestellt werden können.

Doch der Flanier- und Verweilbereich ist nicht der einzige Gestaltungsvorschlag. So sollen leere und mit 120217Sand3Sex-Werbung zugeklebte Geschäfte endgültig der Vergangenheit angehören. Hier sind Säuberungsmaßnahmen und Zwischenvermietung für die Läden vorgesehen. Außerdem gibt es Überlegungen, die wenig anschaulichen Papier- und Glascontainer am Sand gegen sogenannte Unterflurcontainer, die sich knapp drei Meter unter der Erde befinden, auszutauschen. Der Müll wird durch eine Klappe nach unten befördert. Diese schicke Lösung, schließlich nehmen diese Container nicht nur weniger Platz ein, sondern schützen den Marktbesucher vor unangenehmen Geruchsstoffen. Geruchsarm und anspruchsvoll gestaltet soll auch die heiß diskutierte Markt-Toilette werden, die laut den Planern für die Nordseite vorgesehen ist. Hierzu meinte Rook: "Die Frage ist doch, ob wir es schaffen, ein WC zu gestalten, dass nicht wie das Alte aussieht." Ein echter Hingucker könnte dagegen ein Neubau werden, der als Markthalle gedacht ist und auf der Fläche gebaut werden soll, wo sich derzeit der Blumenmarkt befindet. Die Projektplaner betonen aber, dass diese Halle nicht als Konkurrenz zum Marktangebot, sondern vielmehr als Ergänzung gedacht ist.

Außerdem haben sich die Projektmitglieder Gedanken zum chronischen Parkplatzmangel gemacht, der rund um den Sand besonders in zu Stoßzeiten herrscht. Den Marktbeschickern könnten Parkplätze unter der Seehafenbrücke im Binnenhafen zur Verfügung gestellt werden, um die Parksituation am Markt zu entzerren. "Dort müsste es dann Stromanschlüsse geben, damit die Besitzer ihre Ware kühlen können", sagt Rook. Der Fußweg vom Binnenhafen zum Marktplatz beträgt laut dem Sachverständiger etwa sieben Minuten. Auch wenn Penner sagt, "dass es diesbezüglich Gespräche mit den Verkäufern gibt", scheint fraglich, ob diese Bereit sind, einen solchen Weg auf sich zu nehmen.

Die Palette der Ideen ist also lang, hinter der Finanzierung steht aber noch ein dickes Fragezeichen. Nun werden die Fraktionen die Vorschläge  bewerten und Position beziehen. In einer Sache sind sich aber wohl alle einig: Der Markt muss wieder mehr zu flanieren und einkaufen einladen. Aus diesem Grund rechnet Planer Rook auch damit, nicht das letzte mal im Stadtplanungsausschuss gewesen zu sein. (pw)