Ende einer Ära: Goldene Generation der HRG geht getrennte Wege

21Weihnachtsrad11 Harburg- Sie waren eine "goldene Generation", die in ganz Deutschland auf sich aufmerksam machte. Jannick Geisler (Foto), Julian Lehmann und Felix Rieckmann standen symbolisch

für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit der Harburger Radsport Gemeinschaft. Die drei Fahrer waren lange Jahre in der Talentschmiede von Trainer und Sportwart Frank Plambeck, der seine Shootingstars förderte und wie Diamanten schliff.

Spätestens seit dem Jahreswechsel geht das Trio aber getrennte Wege. Jannick Geisler wagte bereits im letzten Sommer den Schritt zum bayrischen Rennstall "Heizomat" und verließ damals als erster die HRG. Der 19-Jährige wollte beim Continental-Team, dass sich in der U23 auf Straßenrennen spezialisiert hat, das nächste sportliche Level erreichen.

Jetzt ziehen Rieckmann und Lehmann nach. Felix Rieckmann trägt künftig das Jersey vom Team "Jenatec" und wird sich in der U23 mit anderen Fahrern messen. Auch seine Erfolge lassen sich an den "nackten" Zahlen ablesen: In der U15 holte er 2007 den ersten Platz beim Rennen "Rund um Köln" und in der U17 wurde er Deutscher Meister im Querfeldein. "Das neue Team ist auch eine große Motivation, dass ist für mich der nächste Schritt. Auch wenn es etwas professioneller wird, Geld bekomme ich nicht. Wir kriegen das Material und die Fahrtkosten erstattet."

Doch auch Rieckmann, der im letzten Sommer sein Abitur am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium gemacht hat und mit Geisler in einer Klasse war, bleibt in Harburg wohnen. Er sagt: "Es wird Team-Treffen geben, zu denen muss ich dann nach Jena fahren." Ansonsten wird er mit seinen Kollegen und Freunden weiter mit Plambeck trainieren. "Eigentlich ist alles wie immer, nur das wir jetzt nicht in einem Team fahren, sondern so etwas wie Konkurrenten sind. Das ist aber auch ganz gut, weil wir uns dann mal richtig messen können."

Während seine Freunde reine Straßenfahrer werden, hat sich Julian Lehmann auf Crossrennen spezialisiert. Plambeck erklärt. "Julian wird im "Stevens-Racing-Team" Cross fahren. Er hat das für sich entschieden, weil er hier seine größten Stärken und Chancen sieht." Für Rieckmann und Lehmann beginnt ab jetzt eine neue Zeitrechnung, sie müssen sich auf neuem Terrain beweisen. Das hat ihnen Geisler schon voraus. Nach seinem ersten Jahr im rauen Profigeschäft merkt er deutlich die Unterschiede. "Es war ein Lehrjahr für mich, ganz klar. Es ist schon etwas anderes, dass merkt man gerade bei größeren Rennen wie der Bayern-Rundfahrt. Wenn man selbst schon nach Luft schnappt, schalten andere einen Gang runter und können nochmal richtig forcieren." Allerdings fühlt sich Geisler, der gerade erst ein Studium an der Technischen Universität Harburg aufgenommen hat, richtig wohl im neuen Team. Zumal er weiter in der Hansestadt wohnt und mit Trainer Plambeck und seinen Freunden die Übungseinheiten macht.

Mit dem kleinen Abschied der drei Shootingstars neigt sich eine erfolgreiche Ära dem Ende entgegen. Plambecks Arbeit fängt damit wieder bei Null an, er möchte weiter hoffnunfgsvolle Fahrer hervorbringen. Doch nach eigener Aussage tut sich da zurzeit keiner ernsthaft hervor. "Jetzt geht es wieder los. Wir müssen bei den 10 und 11-Jährigen anfangen. Noch fehlt der Unterbau, aber wir arbeiten daran." Der "Macher" hat genaue Vorstellungen, wie er junge Leute für den Radsport begeistern möchte: "Es gibt bereits eine AG mit dem Alexander-von-Humboldt-Gymnasium. Außerdem werden wir in die Schulen gehen und da in den vierten und fünften Klassen die Kinder motivieren."

Der Trainer hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass die erfolgreichen Sportler den Verein verlassen. "Mehr als Jugendarbeit können eben wir nicht leisten. Diese jungen Fahrer verlassen die HRG zu guten Teams. Auf die Vielzahl an Talenten können wir stolz sein." Und wer weiss, vielleicht sorgen  ja in ein paar Jahren wieder junge, talentierte Fahrer der HRG für Furore. Ein Ende ist auch immer der Beginn von etwas Neuem. (pw)