Jalal Khakzadiyeh: Ein Kraftpaket in Wartestellung
Jalal Khakzadiyeh – ein Weltrekordler in der Hölertwiete. Foto: mag

Jalal Khakzadiyeh: Ein Kraftpaket in Wartestellung

Harburg – Ein Mann wie ein Bär. Jalal Khakzadiyeh sieht nicht nur so aus, er ist auch kräftig. So kräftig, dass er Weltrekorde

im Diskuswerfen aufgestellt hat, dass er Medaillen bei Wettkämpfen in aller Welt gewonnen hat, dass er Internationaler Deutscher Meister geworden ist. Dass der 38 Jahre alte Athlet seit der Geburt seine Beine nicht richtig nutzen kann und dass er im Rollstuhl sitzt, ist nicht sein größtes Problem.

Jalal Khakzadiyehs Leben ist kompliziert geworden, weil er sich eine eigene Meinung leistet. In seiner Heimat, dem Iran,  war er ein verehrter Sportler. Khakzadiyeh: „Sie lieben kräftige Männer.“ Doch wer international Erfolge feiert, auf den wird schnell die Politik aufmerksam. Und so wollten die herrschenden Mullahs ihn für ihre Propaganda nutzen. „Ich bin aber kein Mann des Staates, ich bin ein Mann des Volkes“, sagt Khakzadiyeh.
Der iranische Geheimdienst, so erzählt er, ließ indes nicht locker, erhöhte den Druck. Da erinnerte sich Khakzadiyeh an den Wettkampf 2012 in Berlin als er vor einem Landsmann Internationaler Deutscher Meister wurde. Er hatte den Eindruck , hier in Deutschland werde er wegen seiner herausragenden Leistungen ebenso geschätzt, er kam mit den Deutschen schnell klar.

2016 entschloss er sich zur Flucht, und nun lebt der Weltrekordler in einem Zimmer der Erstaufnahme in der Harburger Poststraße am Bahnhof. Er hat viel aufgegeben. In seiner iranischen Heimat, in der Millionenstadt Täbris, der Hauptstadt von Ost-Ascherbaidschan, hatte er ein eigenes Haus, er hatte schicke Autos und schnelle Motorräder, so wie es erfolgreiche Sportler lieben. Und er war verheiratet. Als das hat Jalal Khakzadiyeh aufgegeben, der Druck war zu groß.

Jetzt entdeckt er Stück für Stück seine neue Heimat. Bei seinen Erkundungsfahrten durch Harburg kam er immer wieder an dem kleinen Lottoladen von Farkhondeh und Ali Kashgar vorbei. Zuerst traute er sich nicht so recht, sie mal anzusprechen. Doch irgendwann kamen sie zusammen, jetzt helfen ihm seine Landsleute bei allen möglichen Alltagsdingen, meistens sind sie auch als Dolmetscher tätig. Khakzadiyeh versteht eigentlich schon ganz gut Deutsch, nur beim Sprechen hält er sich noch zurück.

Jedem, der sich mit ihm unterhält, ist allerdings schnell klar, was der Mann, dessen Arne so dick wie Oberschenkel sind, will: Er will so schnell wie möglich wieder fit werden, will trainieren und dann will er gern mit Diskus, Speer und Kugel Medaillen gewinnen – für Deutschland.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. „Erst einmal muss Jalal raus aus der Unterkunft“, sagt Farkhondeh Kashgar. „Am besten wäre eine Wohnung in der Nähe einer Sportanlage.“ Und Jalal Khakzadiyeh ist sich sicher, dass er noch mit der Weltspitze mithalten kann. „Dann hol ich den Weltrekord nach Harburg“, sagte er. „Hauptsache ich kann wieder richtig trainieren und bekomme ein wenig Unterstützung.“ ag