Der Kopfschuss-Tote aus der Elbe: Es war ein skurriler Selbstmord

121122KopfWilstorf - Einer der geheimnisvollsten Fälle der Mordkommission gelöst. Ermittler sind sich 99,9prozentig sicher, dass Ulrich S. aus Wilstorf, dessen Leiche Ende Juni in einem Sack verschnürt in der Elbe treibend entdeckt wurde, Selbstmord begangen hat. Den Kopfschuss, der ihn tötete, hatte der 43-Jährige sich offenbar selbst beigebracht.

Es ist skurril, was irgendwo an der Elbe abgespielt haben muss. Vermutlich irgendwo am Ufer oder auf einer Brücke muss Uwe S. in den Sack gestiegen sein, den er dann mit Kabelbindern verschloss. Um sich in den Kopf zu schießen, hatte er den Sack einen Spalt auf gelassen. Nachdem er sich getötet hatte, kippte er durch das Gewicht eines mit Steinen beschwerten Rucksacks, den er sich umgebunden hatte, ins Wasser.

So oder ähnlich, so glauben die Ermittler, muss es sich zugetragen haben. Die Pistole oder die Stelle, an der sich der Suizid ereignete, konnte bislang nicht gefunden werden. Die Leiche wurde im Bereich Moorfleet von einem Angler entdeckt. Vermutlich trieb der Tote zu dem Zeitpunkt bereits Wochen in der Elbe.

Was ist das für ein Mann, dem die Mordkommission so eine Tat zutraut. Ein „Eigenbrödler“. So hätte man Ulrich S. vermutlich am besten charakterisieren können. Er lebte völlig zurückgezogen in einer kleinen Wohnung an der Radickestraße. Im September 2008 war er aus Berlin dorthin gezogen. Uwe S. lebte von Harz IV. Manchmal hatte er 1-Euro-Jobs. Doch selbst an seiner Arbeitsstelle vermied er jeden engeren Kontakt mit anderen Menschen. Selbst zu Familienangehörigen, die in Hamburg wohnen, hatte er keinen Kontakt.

Als die Mordkommission nach dem Auffinden seiner Leiche in seine Wohnung kam, waren sie überrascht. Die Räume waren völlig leer und offensichtlich renoviert. Nur ein kleiner Karton mit persönlichen Papieren wurde gefunden. Auch in Berlin liefen Ermittlungen in dem Fall. Sie brachten etwas zutage, was die Selbstmordtheorie der Mordkommission untermauert. 2004 war Ulrich S. dort mit einem gemieteten Kleinlaster frontal gegen einen Brückenpfeiler gefahren. Er überlebte schwer verletzt den Unfall.

Als Polizisten damals seine Wohnung in Berlin aufsuchten, fanden auch sie die Räume völlig leer vor. Genau wie im Juni in Wilstorf. Jetzt gehen die Ermittler davon aus, dass er schon damals sein Leben beenden wollte. zv