Gutachten: Feuerwehr im Süden Hamburg chronisch unterbesetzt

06FeuerNartenstrHarburg - Die fünf Feuerwachen im Raum südlich der Elbe, Harburg, Süderelbe, Finkenwerder, Wilhelmsburg und Veddel, sind chronisch unterbesetzt. Das geht aus dem Strategiepapier der Feuerwehr Hamburg hervor, das auf Daten

aus 2010 basiert. Danach können durchschnittlich knapp 16 Prozent der vorhandenen 86 Funktionen an den Wachen nicht besetzt. Der Personalmangel ist auch der Grund, warum in keinem Reviergebiet die Standards der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) erfüllt werden.

Die Berufsfeuerwehr ist nicht in der Lage das geforderte Personal in der geforderten Zeit zum Einsatzort zu bringen. Nicht berücksichtigt sind die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren, die im südlichen Bereich Hamburgs gut aufgestellt sind.

Im Bereich der Feuerwache Harburg ist das Personal an den Wachen ist von 1994 auf 2010 von 25 auf 21 Stellen pro Schicht reduziert worden. Durchschnittlich 2,5 Stellen sind nicht besetzt. Die Einsatzkräfte sind für den Schutz von rund 88.500 Einwohnern in zehn Stadtteilen zuständig. Im Gegensatz zu den Gebieten der nördlich gelegenen Feuerwachen gibt es hier eine starke Durchmischung von Wohn-, Gewerbe und vor allem Industrieanlagen.

Autobahnen, die Fernbahn- und die S-Bahnstrecke, der Binnenhafen, die Phoenix mit der Verarbeitung von Kautschukprodukten oder Logistikunternehmen, die bis zu 190 Tonnen Pyrotechnik lagern. Die Zahl der Brände lag bei 253 pro Jahr, wobei ein leichter Anstieg zu verzeichnen war. Im Notfall können vor allem die Stadtteile Eißendorf, Marmstorf, Sinstorf, Langenbek und Moorwerder nicht innerhalb der geforderten acht Minuten erreicht werden. Die Vorgabe zehn Einsatzkräfte innerhalb von acht Minuten zum Einsatzort zu bringen wurde 2009 zu 65,5 Prozent erfüllt. Die Vorgabe 16 Einsatzkräfte innerhalb von 13 Minuten zum Einsatzort zu bringen konnte nur in 1,8 Prozent der Fälle erreicht werden.

Das Personal an der Wache Süderelbe ist von 1994 auf 2010 von 24 auf 20,4 Stellen reduziert worden. Durchschnittlich 3 Stellen konnten nicht besetzt werden. Die Einsatzkräfte sind für den Schutz von rund 58.800 Einwohnern in fünf Stadtteilen zuständig. Flächenmäßig eines der größten Reviere Hamburgs. Industrie, Logistik, das Kohlekraftwerk Moorburg, aber auch der hohe Bestand an Reetdachhäusern, sowie zwei Krankenhäuser, die Autobahn, die S- und Fernbahn gelten als besondere Risiken. Die Zahl der Brände lag bei durchschnittlich 188 pro Jahr. Die Zahl der Einsätze ist ansteigend. Die Vorgabe zehn Einsatzkräfte innerhalb von acht Minuten zum Einsatzort zu bringen wurde zu 37,8 Prozent erfüllt. Die Vorgabe 16 Einsatzkräfte innerhalb von 13 Minuten zum Einsatzort zu bringen konnte zu 2,7 Prozent erreicht werden.

Das Personal an der Feuerwache Veddel ist von 1994 auf 2010 konstant bei 14 Stellen pro Schicht geblieben. Durchschnittlich 1,8 Stellen konnten nicht besetzt werden. Sie sind für den Schutz von rund 19,042 Einwohnern in fünf Stadtteilen zuständig. Im Reviergebiet Autobahnen, die Fernbahn- und die S-Bahnstrecke, sechs Alten- und zwei Behindertenheime, einen 22stöckiges Hotel, das Hygiene Institut und Hafen- und Industriebetriebe die teilweise toxische Gase, aber auch bis zu 20.000 Tonnen Pyrotechnik  lagern. Die Zahl der Brände lag bei durchschnittlich 184 pro Jahr. Die Vorgabe zehn Einsatzkräfte innerhalb von acht Minuten zum Einsatzort zu bringen wurde 2009 zu 52,5 Prozent erfüllt. Die Vorgabe 16 Einsatzkräfte innerhalb von 13 Minuten zum Einsatzort zu bringen konnte nur in 7,5 Prozent der Fälle erreicht werden.

Das Personal der Feuerwache Wilhelmsburg ist von 1994 auf 2010 von 18 auf 13 reduziert worden. Durchschnittlich 2,5 Stellen konnten nicht besetzt werden. Die Einsatzkräfte sind für den Schutz von rund 43.200 Einwohnern in drei Stadtteilen zuständig. Autobahnen, die Fernbahn- und die S-Bahnstrecke, sechs Alten- und zwei Behindertenheime, das Theater im Hafen, Werften, 13 Betriebe, die der Störfallverordnung unterliegen, gelten als besonders problematisch im Einsatzfall. Die Vorgabe zehn Einsatzkräfte innerhalb von acht Minuten zum Einsatzort zu bringen, wurde zu 47,7 Prozent erfüllt. Die Vorgabe 16 Einsatzkräfte innerhalb von 13 Minuten zum Einsatzort zu bringen konnte nur in 2,3 Prozent der Fälle erreicht werden.

Das Personal der Wache Finkenwerder ist von 1994 auf 2010 von 22 auf 17,4 Stellen runtergefahren worden. Durchschnittlich 3,6 Stellen konnten täglich nicht besetzt werden. Die Einsatzkräfte sind für den Schutz von rund 17.000 Einwohnern in fünf Stadtteilen zuständig. Die Autobahn, der Elbtunnel, Industrieanlagen, Sietas und das Airbus-Werk gehören zum Revier Die Zahl der Brände lag bei durchschnittlich 97 pro Jahr. Die Vorgabe zehn Einsatzkräfte innerhalb von acht Minuten zum Einsatzort zu bringen wurde 2009 in keinem erfüllt. Die Vorgabe 16 Einsatzkräfte innerhalb von 13 Minuten zum Einsatzort zu bringen konnte ebenfalls in keinem Fall erreicht werden. zv