Kind vor Ertrinken gerettet: "Größter Fehler wäre gewesen nichts zu machen"
Dirk Flocke von der Feuerwache Süderelbe, Retter Nedim Erdogan (39) mit Tochter Melin (5) und Uwe Rehmke, Leiter der Wache Neugraben. Foto: André Zand-Vakili

Kind vor Ertrinken gerettet: "Größter Fehler wäre gewesen nichts zu machen"

Neugraben - Es gibt Anlässe, die machen einfach Freude, so Uwe Rehmke, Chef der Wache 47. Dienstagvormittag war so einer.

Nedim Erdogan schaute mit seiner kleinen Tochter Melin an der Wache vorbei. Nedim Erdogan hat ein Leben gerettet: am 10. November im Schwimmbad Neugraben. "Ich war mit meiner Tochter dort", erzählt der 39 Jahre alte Fahrlehrer aus Buxtehude. Es war schon draußen dunkel, als beide im Wasser waren. "Meine Tochter taucht gern", sagt er. Zusammen tauchten sie zu den Lampen, die unter Wasser das Becken beleuchten.

Dabei bemerkte er ein leblos im Wasser treibendes Mädchen, "mit dem Kopf im Wasser". "Ich bin dann hingeeilt und habe gemerkt, dass schon Blasen aus dem Mund des Kindes kamen und es schon blau angelaufen war", sagt Erdogan. Er brachte es an den Beckenrand und leitete zusammen mit dem Personal aus dem Schwimmbad Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Als die Retter eintrafen, kam das Mädchen wieder etwas zu sich. "Sie hat das ganze Wasser ausgespuckt", sagt Erdogan. Dann übernahmen Notarzt und Rettungskräfte.

"Ich war natürlich aufgeregt", sagt Erdogan. Man sei wie in einem Schockzustand. "Und man hat natürlich Angst, dass man Fehler macht. Aber der größte Fehler wäre es ja nichts zu machen. Also habe ich was gemacht", sagt der 39-Jährige, der als Fahrlehrer regelmäßig an Erste-Hilfe-Kursen teilnimmt und als Marinesoldat der Bundeswehr in der Zeit nach den Terroranschlägen vom 11. September 2011 an Auslandseinsätzen teilnahm und so damals den Umgang mit ungewöhnlichen und belastenden Situationen bewältigte.

Seine Tochter Melin war die ganze Zeit dabei und hat die Wiederbelebung miterlebt. "Sie hat die Nacht danach schon unruhig geschlafen", sagt ihr Vater. Deshalb möchte er er auch, dass sie sich mit dem Mädchen trifft, dass wiederbelebt wurde. Die Vierjährige konnte schon einige Tage nach dem Unglück aus dem Krankenhaus entlassen werden. Es geht ihr gut. "Ich habe schon Kontakt zu der Familie aufgenommen", sagt Erdogan. Es wird klappen. "Für meine Tochter ist es dann ein positiver Abschluss." zv