Schüsse auf Fluchtwagen: 35-Jähriger von Polizeikugeln schwer verletzt
Polizisten an dem nach den Schüssen abgesperrten Areal. Foto: ma

Schüsse auf Fluchtwagen: 35-Jähriger von Polizeikugeln schwer verletzt

Wilhelmsburg - Bei dem Versuch einen Mann festzunehmen, der sich zuvor an Fahrzeugen von Handwerkern zu schaffen

gemacht hatte, ist in der Nacht zum Mittwoch am Niedergeorgswerder Deich ein 35-Jähriger durch Polizeikugeln schwer verletzt worden. Er war laut Polizei auf Beamte zugefahren. Nach den Schüssen verunglückte er mit dem Fluchtwagen.

Vermehrt war es im Bereich Wilhelmsburg in den letzten Wochen zu Fahrzeugaufbrüchen gekommen, bei denen Autos von Handwerkern das Ziel waren. 40 Fälle sind seit Juni angezeigt worden. Deshalb waren auch verstärkt Zivilfahnder eingesetzt. In der Nacht zum Mittwoch beobachteten Beamte, wie der aus Bosnien-Herzigowina stammende Mann auf dem Hinterhof vom "Kupferkrug" fuhr, ein Gasthaus mit Hotel, das gern von Handwerkern genutzt wird.

Die Beamten beobachteten, wie der Mann sich an einem Handwerkerfahrzeug zu schaffen machte. Als sie ihn ansprachen, sprang der in seinen Wagen und raste los. Dabei fuhr er auf die Poliztisten zu, die gezielt auf das Fahrzeug schossen. Kugeln trafen den 35-Jährigen in den Kopf und Oberarm. Der Mann verlor die Kontrolle über den Wagen, der gegen die Toreinfahrt schleuderte.

Der Verletzte kam ins Krankenhaus. Laut Ärzten besteht für ihn keine Lebensgefahr. Der Mann ist der Polizei bereits wegen Körperverletzungsdelikten bekannt. Zunächst war davon ausgegangen, dass es sich um Brajan H. handelt. Die Papiere, die der Angeschossene bei sich hatte entpuppten sich als falsch. Er konnte als Nelson B. identifiziert werden. Unter der Personalie ist er als Einbrecher bekannt. Aktuell hatte er keinen festen Wohnsitz. Von der Staatsanwaltschaft gab es wegen der laufenden Verfahren bereits eine Aufenthaltsermittlung.

Die Polizisten wurden nach den Schüssen aus dem Dienst genommen. Vor Ort wurde eine umfangreiche Spurensicherung durchgeführt. Die Dienststelle Interne Ermittlungen (DIE) hat, wie in vergleichbaren Fällen üblich, die Ermittlungen übernommen. Dabei wird geklärt, ob der Schusswaffeneinsatz gerechtfertigt war.

Es ist bereits der dritte Fall von einem Schusswaffeneinsatz der Polizei in diesem Jahr in Hamburg, bei dem Menschen durch Polizeikugeln verletzt oder getötet wurden. Anfang Juni war ein 35-Jähriger in einer vergleichbaren Situation angeschossen worden. Auch er war mit einem Wagen auf Polizisten zugefahren. Am 22. Mai hatten Polizisten am Kreetortring in Hausbruch einen 34-Jährigen erschießen müssen, der zuerst seine Frau und das gemeinsame Baby bedroht und anschließend einschreitende Polizisten mit einem Messer angegriffen hatte. zv